Am Sonntag den 16. September treffe ich am späteren Nachmittag im
Zentrum von Banjarmasin ein. Gleich noch vor dem Hotel, in dem ich
absteigen will, spricht mich ein Guide an, der mir diverse Touren und
Ausflüge schmackhaft machen will. Ich wimmle ihn erstmals ab und
gehe auf mein Zimmer.
Nach einem Powernap spreche ich nochmals mit Ahmad, dem Guide, der
mich vorhin bereits angesprochen hat.
Ich buche ihn als Guide, um am nächsten Morgen in aller Früh
einen der zwei schwimmenden Märkte zu besuchen.
Anschliessend suche ich Thaila auf. Thaila ist ebenfalls ein
Guide, welcher mir von Ronja empfohlen wurde. Er ist vor allem auf
Trekkingtouren spezialisiert - und genau so eine Tour in den
Dschungel will ich umbedingt machen. Es gibt auch andere Guides, aber
die bieten nur so 0815 Touren an. Mit Thaila geht man tiefer in den
Dschungel hinein und übernachtet in lokalen Häusern (Longhouse) der
kleinen Dörfer. Sein Preis für die Touren sind für zwei Personen
und so verspricht er mir morgen ganz Banjarmasin nach Touristen
abzusuchen, damit ich die Tour nicht alleine machen muss und so den
doppelten Preis bezahlen müsste. Hoffentlich klappt das, weil es
kaum Touristen in der Stadt hat.
Am nächsten Tag reisst mich der Wecker meines iPhones früh
morgens um fünf Uhr aus dem Schlaf. Gut, bis ich aufstehe ist
viertel nach;-) Ahmad wartet wie abgemacht um halb sechs Uhr vor dem
Hotel. Nach einem kurzen Spaziergang besteigen wir das Longboat. Nach
etwas mehr als einer Stunde Fahrt treffen wir beim schwimmenden Markt
ein.
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schwimmender Markt. Verkauft und gekauft werden Früchte, Gemüse, Fisch, Fleisch und alltägliche Gebrauchsartikel |
Da mir die Tour mit Ahmed als Guide Spass gemacht hat, buche ich
bei ihm noch eine Kanaltour für den späten Nachmittag.
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Die Kinder flippen jeweils völlig aus wenn sie unser Boot mit uns Touristen sehen |
Als ich am Nachmittag im Internetcafé sitze, platzt plötzlich
Thaila hinein und sagt: "Komm mit, ich habe eventuell jemanden
für die Trekkingtour gefunden." Auf dem Weg zu seinem Büro
sagt er mir, dass er die halbe Stadt nach mir abgesucht hat. Weiter
sagt er, dass die Person eine Belgierin ist.
Bei seinem Büro angekommen treffe ich auf Elodie, die Belgierin
aus dem französisch sprechenden Teil. Sie unterhält sich mit zwei
Deutschen, einem älteren Herrn und seiner Tochter.
Lange Rede kurzer Sinnn: Elodie ist bei der Trekkingtour dabei.
Zudem kommen auch gleich alle drei mit auf die bevorstehende
Kanaltour.
Am nächsten Morgen warte ich eine Stunde vor meinem Hotel auf
Elodie und Thaila. Grund: Elodie hat die Uhr nicht umgestellt.
Per Auto fahren wir vier Stunden bis ins nördlich gelegene
Loksado. Wo die Strassen aufhören, beginnt unsere Trekkingtour.
Leider beginnt es nach einer Stunde zu regnen. Wir schaffen es gleich
noch in ein kleines Restaurant (offene Hütte) im nächsten Dorf. Mit
Tee und frittierten Bananen warten wir vergeblich, dass das Gewitter
vorbei zieht. Nach einer Stunde Warten und nachdem wir uns auf
Regenwetter umgerüstet haben, marschieren wir los. Es geht langsam
aber sicher tiefer in den Dschungel hinein. Nachdem wir ein paar
wadentiefe Bäche durchquert haben, sind auch die Schuhe gefühlte
drei Kilo schwerer und dunkler wird es zudem auch. Als die Nacht uns
definitiv eingeholt hat, erreichen wir ein kleines Dorf. Unser Guide
trommelt das Dorf zusammen. Den Männern und einigen Frauen verteilen
wir unsere mitgebrachten Zigatetten (Nelkenzigaretten) und den
Kindern Süssigkeiten. Nach einem kurzen Zusammensitzen bei Zigarette
und Süssigkeiten marschieren wir weiter. Ungefähr um halb acht,
nach fünf Stunden wandern, treffen wir in einem weiteren Dorf ein.
"Hier übernachten wir", sagt Thaila. Nachdem wir auch hier
Zigaretten und Süssigkeiten verteilt haben und ein herzliches
Willkommen genossen haben, ziehen wir uns in das Haus zurück, wo wir
übernachten. Einige der Dorfbewohner trinken noch Kaffee und Tee mit
uns. Jetzt erscheint auch der Dorfälteste, kurz "Boss"
genannt. Dieser wird jeweils vom Dorf gewählt und bleibt bis zum Tod
im Amt. Er trifft wichtige Entscheidungen für die Dorfgemeinschaft,
welche ungefähr aus zehn Familien besteht. Ein wirklich ganz
sympathischer, alter Mann. Er erklärt uns diverse Sache über sein
Dorf, die Thaila uns jeweils übersetzt.

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Leider bietet sich uns immer wieder dieses traurige Bild. Die Wälder werden abgebrannt um Reis anbauen zu können. |
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Zum Glück haben wir einen Unterstand als der Platzregen einsetzt |
Ein wenig später ist auch das Nachtessen bereit.
Nach dem Nachtessen verabschieden sich alle und wir geben dem
"Boss" noch eine Packung Zigatetten mit. So wie der raucht,
übersteht die Packung den nächsten Tag oder sogar Morgen nicht.
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Beim Nachtessen. Die zweite von links ist Elodie und der Mann mit den langen Haaren rechts von ihr ist Thaila | |
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Elodie, "The Boss", ich und eine Dorfbewohnerin die sich auf jeden Foto an meine Seite geworfen hat. |
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Im Innern des Longhouse. In der Mitte befindet sich ein grosser Raum und rings herum sind kleine Räume angeordnet. Früher hat jeweils eine Familie in den kleinen Räumen rings um den grossen Raum gewohnt. So hatte also ein ganzes Dorf in ein und demselben Haus gewohnt. |
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Häuser in dem Dorf, wo wir übernachtet haben |
Bis zum Dorf, wo wir letzte Nacht übernachtet haben, wurde unser
Gepäck (Essen, Matten, usw.) per Motorrad gebracht. Für den
nächsten Tag haben wir einen 12- und einen 20-jährigen Jungen aus
dem Dorf dabei, welche das Gepäck tragen. Der Pfad führt uns immer
wie tiefer in den Dschungel. Immer wieder schlagen uns Thaila und die
zwei Jungs mit der Machete den Weg frei.
Nachdem über uns Gibbons durch die Baumkronen gehangelt sind,
erreichen wir einen Bach, wo unsere Weggefährten das Mittagessen
zubereiten.
Leider beginnt es noch vor dem Essen zu regnen und somit nimmt
meine Fotodokumentation für diesen Tag ein abpruptes Ende.
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In einem der Dörfer |
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Bei einem Rast klettert einer der Träger kurzerhand auf eine Palme |
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Und schon haben wir ein erfrischendes Getränk. Das "Röhrchen" ist natürlich aus Bambus angefertigt |
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Kochen auf dem Feuer |
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Das meiste Essen wird in Bambusstangen über dem Feuer zubereitet |
Gekocht wird in Bambusstangen (Nudeln, Reis, Eier und Tee) und
gegessen wird aus einem mit Blätter angefertigtem Teller. Die Tasse
und der Löffel fertigt Thaila aus Bambus an. Das Essen schmeckt
genial und wie wir Essen finde ich einfach absolut super.
Den Tee machten wir aus einer Rinde eines Baumes und die Nudeln
wurden mit frisch gewonnenem Zimt verfeinert. Habt ihr gewusst, dass
Zimt die Rinde eines Baumes ist? Ich jedenfalls nicht. Auf jeden Fall
wird die Rinde gerollt und dann getrocknet. Später kommen wir noch
an einem Dorf vorbei, wo uns Thaila für drei Zigatetten sechs 30cm
lange Zimtstangen kauft. Die Packung (20 Stk.) Zigaretten kostet 70
Rappen - jetzt könnt ihr euch selber mal Gedanken machen, wer alles
kassiert, bis wir die bei uns erheblich teurer kaufen.
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Zimt |
Nach dem Essen wandern wir noch vier Stunden, bis wir das Dorf
erreichen, wo wir schlafen werden.
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Ein erfrischendes Bad unterwegs |
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Im Longhouse, wo wir die zweite Nacht übernachten |
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beim Nachtessen |
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Geschlafen wird am Boden |
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Das Longhouse, wo wir die zweite Nacht übernachtet haben |
Am nächsten Tag gehen wir nur ungefähr 15 Minuten an einen
Fluss. Ab jetzt geht es per Bambusfloss flussabwärts. Einfach
Hammer!
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Immer wieder führt uns der Pfad durch Bäche |
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Das Bambusfloss |
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auf dem Bambusfloss |
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per Bambusstock wird das Floss von unserem "Kapitän" gelenkt |
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Taucherbrille und Harpune "do it yourself" |
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Unterwegs legen wir einen kurzen Stopp ein für ein Erfrischungsbad |
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Gegen den Schluss übernehme ich das Ruder |
Mit dieser Trekkingtour habe ich endlich eine Tour gefunden, wie
ich sie mir seit Beginn meiner Reise erhofft habe. Einfach genial das
Wandern mitten durch den Dschungel.
EinThema waren noch Blutegel. Aufgerichtet und wild um sich
drehend suchten sich die Blutegel ein Opfer zum Andocken. Wir wurden
zum Glück verschont.
Zudem durfte ich erfahren, wo Rattan für unsere teuren
Gartenmöbel herkommt, wie Zimt gewonnen wird, welcher Baum
Muskatnüsse trägt, wie Kautschukgummi gewonnen wird, wie man Tee
aus einer bestimmten Baumrinde macht, wie Zuckerrohr zum Kauen
schmeckt und wie man Wasser aus einer Wasserliane trinken kann. Zu
allerletzt durfte ich die Herzlichkeit der abgelegenen Dorfbewohner
erleben. Auf jeden Fall war diese Tour eine riesen Bereicherung für
mich.
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frisches Wasser aus einer Wasserliane |
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So gewinnt man Kautschukgummi |
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Muskatnüsse |
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Beim Kauen von Zuckerrohr. Hmmm, lecker ... |
Zudem habe ich noch meine Religion gefunden!
Als mich mein Guide auf der Trekkingtour nach meiner Religion
fragt, schmunzle ich und sage keine. Da sagt er ahh, "Natural".
Er meint damit eine Art Animismus, welche sehr Nah mit der Natur
verbunden ist. Seit dem ist meine Religion "Natural" wenn
mich jemand fragt, da ich mich in der Natur zu Hause fühle.
Per Auto geht es dann wieder zurück nach Banjarmasin, von wo aus
ich am nächsten Tag per Bus (18 Stunden!!!) in den Tanja Putin
Nationalpark fahre.
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