Samstag, 20. Oktober 2012

Banjarmasin und Trekken rund um Loksado

Am Sonntag den 16. September treffe ich am späteren Nachmittag im Zentrum von Banjarmasin ein. Gleich noch vor dem Hotel, in dem ich absteigen will, spricht mich ein Guide an, der mir diverse Touren und Ausflüge schmackhaft machen will. Ich wimmle ihn erstmals ab und gehe auf mein Zimmer.
Nach einem Powernap spreche ich nochmals mit Ahmad, dem Guide, der mich vorhin bereits angesprochen hat.
Ich buche ihn als Guide, um am nächsten Morgen in aller Früh einen der zwei schwimmenden Märkte zu besuchen.
Anschliessend suche ich Thaila auf. Thaila ist ebenfalls ein Guide, welcher mir von Ronja empfohlen wurde. Er ist vor allem auf Trekkingtouren spezialisiert - und genau so eine Tour in den Dschungel will ich umbedingt machen. Es gibt auch andere Guides, aber die bieten nur so 0815 Touren an. Mit Thaila geht man tiefer in den Dschungel hinein und übernachtet in lokalen Häusern (Longhouse) der kleinen Dörfer. Sein Preis für die Touren sind für zwei Personen und so verspricht er mir morgen ganz Banjarmasin nach Touristen abzusuchen, damit ich die Tour nicht alleine machen muss und so den doppelten Preis bezahlen müsste. Hoffentlich klappt das, weil es kaum Touristen in der Stadt hat.



Am nächsten Tag reisst mich der Wecker meines iPhones früh morgens um fünf Uhr aus dem Schlaf. Gut, bis ich aufstehe ist viertel nach;-) Ahmad wartet wie abgemacht um halb sechs Uhr vor dem Hotel. Nach einem kurzen Spaziergang besteigen wir das Longboat. Nach etwas mehr als einer Stunde Fahrt treffen wir beim schwimmenden Markt ein.




schwimmender Markt. Verkauft und gekauft werden Früchte, Gemüse, Fisch, Fleisch und alltägliche Gebrauchsartikel






Da mir die Tour mit Ahmed als Guide Spass gemacht hat, buche ich bei ihm noch eine Kanaltour für den späten Nachmittag.

Die Kinder flippen jeweils völlig aus wenn sie unser Boot mit uns Touristen sehen
 


 



Als ich am Nachmittag im Internetcafé sitze, platzt plötzlich Thaila hinein und sagt: "Komm mit, ich habe eventuell jemanden für die Trekkingtour gefunden." Auf dem Weg zu seinem Büro sagt er mir, dass er die halbe Stadt nach mir abgesucht hat. Weiter sagt er, dass die Person eine Belgierin ist.
Bei seinem Büro angekommen treffe ich auf Elodie, die Belgierin aus dem französisch sprechenden Teil. Sie unterhält sich mit zwei Deutschen, einem älteren Herrn und seiner Tochter.
Lange Rede kurzer Sinnn: Elodie ist bei der Trekkingtour dabei. Zudem kommen auch gleich alle drei mit auf die bevorstehende Kanaltour.



Am nächsten Morgen warte ich eine Stunde vor meinem Hotel auf Elodie und Thaila. Grund: Elodie hat die Uhr nicht umgestellt.
Per Auto fahren wir vier Stunden bis ins nördlich gelegene Loksado. Wo die Strassen aufhören, beginnt unsere Trekkingtour. Leider beginnt es nach einer Stunde zu regnen. Wir schaffen es gleich noch in ein kleines Restaurant (offene Hütte) im nächsten Dorf. Mit Tee und frittierten Bananen warten wir vergeblich, dass das Gewitter vorbei zieht. Nach einer Stunde Warten und nachdem wir uns auf Regenwetter umgerüstet haben, marschieren wir los. Es geht langsam aber sicher tiefer in den Dschungel hinein. Nachdem wir ein paar wadentiefe Bäche durchquert haben, sind auch die Schuhe gefühlte drei Kilo schwerer und dunkler wird es zudem auch. Als die Nacht uns definitiv eingeholt hat, erreichen wir ein kleines Dorf. Unser Guide trommelt das Dorf zusammen. Den Männern und einigen Frauen verteilen wir unsere mitgebrachten Zigatetten (Nelkenzigaretten) und den Kindern Süssigkeiten. Nach einem kurzen Zusammensitzen bei Zigarette und Süssigkeiten marschieren wir weiter. Ungefähr um halb acht, nach fünf Stunden wandern, treffen wir in einem weiteren Dorf ein. "Hier übernachten wir", sagt Thaila. Nachdem wir auch hier Zigaretten und Süssigkeiten verteilt haben und ein herzliches Willkommen genossen haben, ziehen wir uns in das Haus zurück, wo wir übernachten. Einige der Dorfbewohner trinken noch Kaffee und Tee mit uns. Jetzt erscheint auch der Dorfälteste, kurz "Boss" genannt. Dieser wird jeweils vom Dorf gewählt und bleibt bis zum Tod im Amt. Er trifft wichtige Entscheidungen für die Dorfgemeinschaft, welche ungefähr aus zehn Familien besteht. Ein wirklich ganz sympathischer, alter Mann. Er erklärt uns diverse Sache über sein Dorf, die Thaila uns jeweils übersetzt.

 


Leider bietet sich uns immer wieder dieses traurige Bild. Die Wälder werden abgebrannt um Reis anbauen zu können.

Zum Glück haben wir einen Unterstand als der Platzregen einsetzt
  
Ein wenig später ist auch das Nachtessen bereit.
Nach dem Nachtessen verabschieden sich alle und wir geben dem "Boss" noch eine Packung Zigatetten mit. So wie der raucht, übersteht die Packung den nächsten Tag oder sogar Morgen nicht.


Beim Nachtessen. Die zweite von links ist Elodie und der Mann mit den langen Haaren rechts von ihr ist Thaila 


Elodie, "The Boss", ich und eine Dorfbewohnerin die sich auf jeden Foto an meine Seite geworfen hat.

Im Innern des Longhouse. In der Mitte befindet sich ein grosser Raum und rings herum sind kleine Räume angeordnet. Früher hat jeweils eine Familie in den kleinen Räumen rings um den grossen Raum gewohnt. So hatte also ein ganzes Dorf in ein und demselben Haus gewohnt.

Häuser in dem Dorf, wo wir übernachtet haben


Bis zum Dorf, wo wir letzte Nacht übernachtet haben, wurde unser Gepäck (Essen, Matten, usw.) per Motorrad gebracht. Für den nächsten Tag haben wir einen 12- und einen 20-jährigen Jungen aus dem Dorf dabei, welche das Gepäck tragen. Der Pfad führt uns immer wie tiefer in den Dschungel. Immer wieder schlagen uns Thaila und die zwei Jungs mit der Machete den Weg frei.
Nachdem über uns Gibbons durch die Baumkronen gehangelt sind, erreichen wir einen Bach, wo unsere Weggefährten das Mittagessen zubereiten.
Leider beginnt es noch vor dem Essen zu regnen und somit nimmt meine Fotodokumentation für diesen Tag ein abpruptes Ende.

In einem der Dörfer

Bei einem Rast klettert einer der Träger kurzerhand auf eine Palme

Und schon haben wir ein erfrischendes Getränk. Das "Röhrchen" ist natürlich aus Bambus angefertigt

Kochen auf dem Feuer

Das meiste Essen wird in Bambusstangen über dem Feuer zubereitet

Gekocht wird in Bambusstangen (Nudeln, Reis, Eier und Tee) und gegessen wird aus einem mit Blätter angefertigtem Teller. Die Tasse und der Löffel fertigt Thaila aus Bambus an. Das Essen schmeckt genial und wie wir Essen finde ich einfach absolut super.
Den Tee machten wir aus einer Rinde eines Baumes und die Nudeln wurden mit frisch gewonnenem Zimt verfeinert. Habt ihr gewusst, dass Zimt die Rinde eines Baumes ist? Ich jedenfalls nicht. Auf jeden Fall wird die Rinde gerollt und dann getrocknet. Später kommen wir noch an einem Dorf vorbei, wo uns Thaila für drei Zigatetten sechs 30cm lange Zimtstangen kauft. Die Packung (20 Stk.) Zigaretten kostet 70 Rappen - jetzt könnt ihr euch selber mal Gedanken machen, wer alles kassiert, bis wir die bei uns erheblich teurer kaufen.

Zimt


Nach dem Essen wandern wir noch vier Stunden, bis wir das Dorf erreichen, wo wir schlafen werden.


Ein erfrischendes Bad unterwegs
 
Im Longhouse, wo wir die zweite Nacht übernachten


beim Nachtessen

Geschlafen wird am Boden

Das Longhouse, wo wir die zweite Nacht übernachtet haben


Am nächsten Tag gehen wir nur ungefähr 15 Minuten an einen Fluss. Ab jetzt geht es per Bambusfloss flussabwärts. Einfach Hammer!




Immer wieder führt uns der Pfad durch Bäche

Das Bambusfloss

auf dem Bambusfloss

per Bambusstock wird das Floss von unserem "Kapitän" gelenkt

Taucherbrille und Harpune "do it yourself"

Unterwegs legen wir einen kurzen Stopp ein für ein Erfrischungsbad

Gegen den Schluss übernehme ich das Ruder


Mit dieser Trekkingtour habe ich endlich eine Tour gefunden, wie ich sie mir seit Beginn meiner Reise erhofft habe. Einfach genial das Wandern mitten durch den Dschungel.
EinThema waren noch Blutegel. Aufgerichtet und wild um sich drehend suchten sich die Blutegel ein Opfer zum Andocken. Wir wurden zum Glück verschont.
Zudem durfte ich erfahren, wo Rattan für unsere teuren Gartenmöbel herkommt, wie Zimt gewonnen wird, welcher Baum Muskatnüsse trägt, wie Kautschukgummi gewonnen wird, wie man Tee aus einer bestimmten Baumrinde macht, wie Zuckerrohr zum Kauen schmeckt und wie man Wasser aus einer Wasserliane trinken kann. Zu allerletzt durfte ich die Herzlichkeit der abgelegenen Dorfbewohner erleben. Auf jeden Fall war diese Tour eine riesen Bereicherung für mich.
 
frisches Wasser aus einer Wasserliane

So gewinnt man Kautschukgummi
 
Muskatnüsse

Beim Kauen von Zuckerrohr. Hmmm, lecker ...


Zudem habe ich noch meine Religion gefunden!
Als mich mein Guide auf der Trekkingtour nach meiner Religion fragt, schmunzle ich und sage keine. Da sagt er ahh, "Natural". Er meint damit eine Art Animismus, welche sehr Nah mit der Natur verbunden ist. Seit dem ist meine Religion "Natural" wenn mich jemand fragt, da ich mich in der Natur zu Hause fühle.



Per Auto geht es dann wieder zurück nach Banjarmasin, von wo aus ich am nächsten Tag per Bus (18 Stunden!!!) in den Tanja Putin Nationalpark fahre.

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