Dienstag, 28. August 2012

Phnom Penh


Phnom Penh ist mit zwei Millionen Einwohnern die Hauptstadt des Landes das ungefähr doppelt so gross ist wie Deutschland und mein nächstes Ziel. Abfahrt ist um 13.00 Uhr – geplante Ankunft um 18.30 Uhr – effektive Ankunft um 21.00 Uhr! Was ist passiert?
Auf einmal fing es an im Bus nach Benzin zu riechen. Kurz darauf hielt der Bus am Strassenrand und siehe da! - unterhalb des Motors tropft das Benzin nur so auf die Strasse.
Sicherheitshalber nehme ich mal meine Kamera und meinen kleinen Rucksack aus dem Bus. Mit dem Buch „Ambassador“ von Dr. Beat Richner, welches übrigens sehr empfehlenswert ist, setze ich mich in den Strassengraben und beginne zu Lesen weil das wohl eine längere Sache wird.
Der Chauffeur findet nach kurzer Zeit den Defekt. Er macht sich mit dem gebrochenen Metallrohr auf den Weg – eine Stunde später ist er zurück und das Rohr ist geschweisst. Bei der Montage bricht es jedoch wieder und so wird ein Ersatzbus bestellt, welcher nach einer weiteren Stunde eintrifft.


Alle warten schön geduldig ...

Am nächsten Tag kurz nach Mittag mache ich mich auf um mehr über die Leidenszeit der Kambodschaner während der Zeit der Roten Khmer zu erfahren. Zuerst gehe ich in das Völkermordmuseum Toul Sleng, das besser als S-21 bekannt ist. Von 1975 bis 1979 wurden hier gegen die 20‘000 Menschen bestialisch ermordet. Die gebildete Elite lernte das S-21 als Verhör- und Folterzentrum fürchten: Ärzte, Lehrer, Militärpersonal, Verwaltungsangestellte und andere Verdächtige wanderten durch die erbarmungslosen Hände der Roten Khmer. Die Opfer wurden willkürlich ausgewählt – sogar Kinder und Babys wurden verhaftet und gnadenlos abgeschlachtet.

Nur schwer begreifbar was einst an diesem scheinbar friedlichen Ort vor sich ging. Das S-21 war ursprünglich eine Schule, welche von der Roten Khmer zu einem Foltergefängnis umfunktioniert wurde.

Die ehemaligen Schulzimmer wurden zu Gefängnisräumen und Folterräumen umfunktioniert

ein Foto das von der Grausamkeit der Roten Khmer zeugt


Einst turnten hier Kinder - die Roten Khmer benutzten diese Reckstangen um  die Gefangenen zu foltern

Es wurde genau protokolliert wer inhaftiert wurde

Darunter auch viele Frauen und Kinder

links das originale Geständnis das ein Gefangener unter Folter unterschrieben hat und rechts die Übersetzung

Der Stacheldraht hinderte die Gefangenen daran Selbstmord zu begehen

Diese Kerben stammen wohl von einem Gefangenen

Die einzelnen Zellen sind ungefähr einen halben Meter breit und anderthalb Meter lang. Kein Bett, keine Toilette!

Auch dies sind Zellen. Unten links sieht man eine Kette innerhalb der Zellen. An dieser wurde der/die Gefangene angekettet
  


Als nächstes bringt mich mein Tuck Tuck Fahrer in das 12 km südwestlich von Phnom Penh liegende berüchtigte Choeung Ek, besser bekannt als Killing Fields, wo die Gefangenen von Toul Sleng hingerichtet wurden nachdem sie ein Geständnis unterschrieben haben für etwas das sie nie getan hatten. Anfangs wurden die Männer, Frauen und Kinder, die man des Landesverrats bezichtigte auf der Stelle erschossen, später gingen die Roten Khmer dazu über, ihre Opfer zu erstechen oder zu Tode zu knüppeln, um wertvolle Munition zu sparen.
Die Opfer der Roten Khmer kamen auf Lastwagen an, wurden dann zu den Gräben deportiert wo sie sich vor diesen hinknien mussten bevor sie erschossen oder erschlagen wurden und in ihr Grab gestossen wurden. An diesem Ort starben 17‘000 Menschen und dies ist nur eines von bisher 300 bekannten Killing Fields!

Rings um diesen See sind noch menschliche Überreste vergraben

Die Gruben in welche die Toten gestossen wurden sind noch gut sichtbar

Nachdem es geregnet hat werden immer wieder menschliche Überreste und Kleider an die Erdoberfläche getragen

mir blieb fast das Herz stehen als ich bemerkte, dass ich gerade über einen Knochen gegangen bin der aus der Erdoberfläche schaut.

Kurz daneben: Man kann gut erkennen, dass es sich hier um einen Schädel handelt
  

Innerhalb dieser Abschrankung wurden etliche Überreste von Kindern gefunden

Könnten Bäume sprechen möchte ich diese Story nicht hören. Als dieses Killing Field entdeckt wurde war die Rinde dieses Baumes übersät mit Hirnmasse und Haaren. Kleinkinder und Babies, wurden an den Beinen gehalten, an diesen Baum geschmettert.
Wenn jemand des Landesverrates schuldig befunden wurde, wurde auch derer/deren ganze Familie mit ausgelöscht. 

Innerhalb dieser Gedenkstätte sind Menschliche Überreste nach Kategorie aufbewahrt.

Dies ist nur einer der tausenden von Schädel die hier gefunden wurden.
  

Am 10. August habe ich erheiternde Pläne. Mehr oder weniger Planlos schlendere ich durch Phnom Penh und lasse mich mit den Menschenmassen treiben und habe hier und dort ein kleines „Schwätzchen“. 










Ein Telefonmast

Diese Schlange bewacht den Aufstieg zum bedeutesten Tempel in Phnom Penh, dem Wat Phnom

Innerhalb des Tempels







Gegen Bezahlung kann man einen dieser Vögel kaufen und frei lassen - soll einem Glück bringen. Von mir ausgesehen sollte das einem Pech bringen - da es Tierquälerei ist.

Am Ufer des Tonle Sap


Dienstag, 21. August 2012

Battambang


Am 7. Juli morgens um 7.30 Uhr geht es für mich weiter Richtung Battambang. In die von Siam Reap westlich gelegene Stadt benötige ich per Bus ungefähr vier Stunden. Besonders viel gibt es in Battambang nicht zu sehen, doch trotzdem ist die Stadt mit französischer Kolonialarchitektur ein schönes Örtchen.
Weil ich am nächsten Tag auch schon wieder weiter reisen möchte mache ich mich nach einer kleinen Pause um 14.00 Uhr bereits auf um die Sehenswürdigkeiten zu besichtigen.

Als erstes geht es per Tuck Tuck zum Bahnhof des „Bamboo Train“ (Bambuszug). Der Bamboo Train besteht aus zwei Achsen, einer Sitzfläche, welche mit Bambusstäben angefertigt ist und einem Motor, welcher den Zug antreibt. Ein super Erlebnis so nah über den Geleisen mit diesem doch sehr speziellen Zug zu fahren. Es geht ca. 15 Minuten Schnurgeradeaus zu einem kleinen Dorf – dann wird der Zug gewendet und zurück geht’s.
Von den Geleisen an sich kann man nicht behaupten dass diese Schnurgerade sind, wodurch ich immer wieder durchgeschüttelt werde.
Das das Geleise einspurig ist wird es erst richtig witzig als uns ein anderer Bamboo Train entgegenkommt.


Bereit für die Abfahrt

Der Lokomotivführer - falls man dem so sagen kann

Naja, in der Schweiz wäre dieses Geleis wohl schon vor Jahrzehnten als nicht befahrbar befunden worden.




Problem: Entgegenkommender Zug

Lösung: Zug auseinander nehmen

und dann natürlich auch wieder zusammenbauen
 Und noch ein kurzes Video:


In dem Dorf wo wir einen kurzen Zwischenhalt einlegen werden Backsteine hergestellt. Hier wird der  Lehm in die Form des Backsteins gepresst.


In diesen überdimensionalen Pizzaöfen werden die Steine mittels Sägemehl gebrannt.


Danach werden die fertig gebrannten Ziegel verladen




... und noch zwei Schnappschüsse aus dem Dorf




An den nächsten Ort wo mich mein Tuck Tuck Fahrer hinbringt gibt es weniger zu Lachen. Die „Killing Caves“ sind mehrere Höhlen, welche von den Roten Khmer benutzt wurden um tausende von Unschuldigen zu Tode stürzen zu lassen. Schätzungen zu Folge verloren hier 10‘000 Kambodschaner ihr leben.
Die Höhlen sind durch einen steilen Abhang oder eine Treppe zugänglich. Schaut man in der Höhle nach oben sieht man die natürlichen Öffnungen von welchen die Menschen lebendig in die Höhle geworfen wurden.


per Tuck Tuck geht's weiter

Ziel sind die Höhlen ganz oben auf dem Berg im Hintergrund

Die grösste der Höhlen in welcher die meisten der hier ermordeten Kambodschaner ihr Leben lassen mussten.

Eine Gedenkstätte im Innern der Höhle mit menschlichen Überresten


auf dem Weg nach unten ...

All diese Höhlen werden Tagsüber von tausenden von Fledermäusen bewohnt, welche abends wenn es dunkel wird sich auf die Suche nach Nahrung machen. So halten wir beim Weg zurück unterhalb einer Höhle wo es besonders viele Fledermäuse hat. Ein tolles spektakel. Man kann gut beobachten, dass die Fledermäuse zuerst im Innern der Höhle im Kreis fliegen bis sie dann schliesslich zu zehntausenden aus der Höhle fliegen. Wie auf einer imaginären Fledermausautobahn fliegen alle in dieselbe Richtung davon. Nach ca. 15 Minuten fahren mein Tuck Tuck Fahrer und ich weiter. Er meint nur, dass das jetzt eine Stunde so gehe bis alle Fledermäuse die Höhle verlassen haben. Ich wollte zuerst noch warten in der Hoffnung, dass der letzte der die Höhle verlässt Batman ist!

Hier halten wir um das Fledermaus-Spektakel zu sehen

Die Fledermäuse fliegen über unsere Köpfe hinweg auf der Suche nach Futter

Unterwegs halten wir noch kurz um die schwärme von Fledermäusen zu beobachten, welche über den Palmen ihre kreise ziehen. Wie schnell bewegende schwarze Wolken fliegen die Fledermaus-schwärme am Himmel umher. Ein tolles Naturspektakel