Mittwoch, 30. Mai 2012

Aufbruch nach Myanmar


So meine lieben Leute die nächsten 24 Tage wird es wenig zu Lesen geben in meinem Blog…

Die letzten 4 Nächte habe ich in Bangkok verbracht und ich habe jetzt wirklich gerade nichts, nochmal nichts und gar nichts gemacht hier. Einfach nur rumhängen und relaxen. Zum Teil gewünscht rumhängen zum Teil unerwünscht. Hab noch was Schlechtes gegessen/getrunken, was mich dann etwas mehr als einen Tag an eine ca. 100 Meter lange, unsichtbare Kette an die Toilette gebunden hat.

Morgen früh fliege ich nach Myanmar. In Myanmar werde ich kaum Internet und Mobiltelefonnetz haben.

Also dann bis in einem Monat …

Meine Eindrücke aus Indien

25 Tage um ein Land zu bereisen das 80 mal so goss ist wie die Schweiz, so gross wie England, Deutschland, Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, Schweiz, Benelux-Staaten, Österreich, Polen, Tschechien, Norwegen und Schweden zusammen ist und in dem 150 Mal so viele Menschen leben (1.2 Mrd., hinter China 2. Platz) wie in der Schweiz ist eine zu kurze Zeit um irgendwelche Schlüsse daraus zu ziehen. Trotzdem möchte ich hier meine grössten Eindrücke niederschreiben um absoluten nicht Indienkennern ein wenig zu zeigen wer und was Indien ist.

Ich bin auch ein Vegetarier. „Vegis“ haben es sehr leicht in Indien – viele Restaurants und „Imbissbuden“ haben nur Fleisch- und Fischlose Gerichte auf der Karte. Über 60% aller Inder sind Vegetarier und da mich der Gedanke Fleisch bei über 50 Grad ohne Kühlschrank zu lagern irgendwie abschreckte und das Vegi-Essen in Indien super schmeckt lebte ich die 25. Tage in Indien als Vegetarier. Zum Essen gibt es immer Roti, bei uns als Fladenbrot bekannt, mit welchem dann das Essen gegessen wird. Gegessen wird immer mit Rechts und man klemmt dann quasi das Essen im Roti ein und somit ist eine Gabel überflüssig.

Männerhaltende Hände:
Männer die einer Frau gegenüber Zärtlichkeit zeigen gelten in Indien an vielen Orten noch immer als schwach und so sieht man nie irgendwelche paare die Zärtlichkeit austauschen. So kommt es dann einfach, dass man junge Männer sieht die händchenhaltend umher laufen. Was nicht heissen mag, dass sie Schwul sind sondern halt ihre sanfte Seite so befriedigen. Homosexualität ist in Indien übrigens per Gesetzt verboten.
Als ich die Frage ob ich meine Freundin vermisse mit „Ja“ beantwortete starrten mich entsetze Gesichte an.
Auf der anderen Seite musste ich jeweils schmunzeln, als mir diverse Männer gesagt haben Pink sei ihre Lieblingsfarbe. Naja, so unterscheiden sich die Kulturen.

Auf die Frage wo hat es einen Abfall erhält man die Antwort: „Überall“. Abfall wird überall einfach in die Natur oder an den Strassenrand geworfen. So kommt es dann auch dass am Rande der Zuggeleise Abfall zu Haufe rumliegt, viele Strassenränder mit Abfall überfüllt sind und Abfall einfach allgegenwärtig ist. Ich hatte extrem mühe damit zu sehen wie die Umwelt verschmutzt wird. Aber es bleibt einem gar nichts anderes übrig als es so zu machen. Wenn ich im Hotel die Petflasche in den Abfall schmeisse landet sie einfach so irgendwann irgendwie an einem Strassenrand oder sonst wo in einem Graben.

Die Kasten:
Indien hat ja ein Kastensystem das als Ausländer nur sehr schwierig zu verstehen ist. Es ist ein soziales System, welches verschiedene Menschengruppen klassiert. Die Dalits gelten als die unberührbaren und gehören zur untersten Kaste. Einmal in dieser Kaste geboren wird man nie ein leichtes Leben haben. Erst seit einiger Zeit wird auch diesen ermöglicht, dass sie an Universitäten studieren dürfen.
Die einzelnen Kasten bilden wie eigene grosse Familien, welche alle im selben Wohnquartier leben und geheiratet wird auch nur innerhalb derselben Kaste. Inder einer besseren Kaste zeigen auch ziemlich klar, dass sie „besser sind“ als alle in Kasten unter ihnen.
In Indien sind die meisten Hochzeiten arrangiert. In Rajkot habe ich einen verwandten der Familie kennen gelernt, der aus dem 2000 km entfernten Hydrabad gekommen ist um sich „eine Frau anzusehen“. Immerhin haben sie mir gesagt, dass beide noch Ja oder Nein sagen dürfen. Auf jeden Fall wünschte ich ihm dann viel Glück.
Wer’s interessiert, Wikipedia weiss mehr zu den Kasten: http://de.wikipedia.org/wiki/Kaste

In den 25 Tagen Indien habe ich viele Stromausfälle erlebt. Zum Teil konnten die Ausfälle durch einen Generator überbrückt werden. Aber es ist auch mal vorgekommen, dass ich meinen Rucksack bei Kerzenlicht und mit Taschenlampe packen musste.
In Tala war es sogar so, dass der Strom zwischen 8 Uhr und 11 Uhr morgens immer abgeschaltet wurde.

Reich-Arm:
Der Unterschied zwischen Reich und Arm ist riesig in Indien. So fahren zum einen topmoderne Autos durch die Strassen, aber genau so oft oder noch mehr sieht man den Ochsenkarren. Vielen Menschen fehlt der Zugang zu medizinischer Unterstützung und so sieht man immer wieder Menschen mit verschiedenen Behinderungen. Sehr eingefahren sind mir Personen, die wie Tiere auf dem Boden umhergekrochen sind weil sie missbildete Beine haben.
Diesen Teil des Wikipedia-Artikels kann ich sehr empfehlen: http://de.wikipedia.org/wiki/Indien#Soziale_Probleme

Offizielle Landesprachen in Indien sind Englisch und Hindi, jedoch sind 26 Sprachen in Indien offiziell anerkannt, wobei es bei jeder dieser 26 diverse Dialekte gibt. Was mir in Indien extrem imponiert hat ist wie friedlich die verschiedenen Religionen zusammenleben. Egal ob Moslem, Hindus, Jainisten oder Sikhs oder eine andere Religionen – die Menschen respektieren die verschiedenen Religionen und leben friedlich miteinander. Der Lotus-Tempel den ich besucht habe ist ein super Beispiel dafür. Ein Tempel für alle.
Religionen für Dummies: Moslems sind die mit den langen Gewanden, Kappe, Frauen verschleiert; Hindus die mit dem roten Punkt auf der Stirn; Jainisten habe ich beim Ausflug nach Palitana fotografiert; Sikhs sind die mit den Turbanen – Noch Fragen?

Ein anderes Thema ist der Verkehr in Indien. Ich möchte keine 10 Meter in diesem Verkehr irgendein Gefährt fahren. Zudem musste ich auch lernen wie man hier die Strasse überqueren muss um sicher auf die andere Strassenseite zu gelangen. Ich habe mehrere Male erlebt, dass auf einer Kreuzung einfach nichts mehr ging. Praktisch kein Auto konnte weder 10 cm nach vorne oder hinten fahren doch sie haben es dann immer geschafft den „Knopf“ zu lösen.

Von meinem Ursprünglichen Plan nachdem ich mir Delhi und das Taj Mahal angesehen habe und danach nach Goa zu fliegen und dann nach Kerala zu reisen habe ich genau den Ersten Teil mit Delhi und dem Taj Mahal umgesetzt. Aber genau das ist das was das Reisen ausmacht. Einfach der Nase nach …

Indien Tourismus wirbt mit dem Slogan „incredible India“. Und unglaublich ist dieses Land auf alle Fälle. Nach meinen ersten Tagen in Delhi dachte ich warum nur bin ich nach Indien gereist. Doch mit der Zeit fing ich an dieses Land und die Menschen mehr und mehr zu mögen und es einfach zu geniessen. Reisen in Indien kann zum Teil extrem anstrengend sein doch man wird dafür immer wieder entschädigt. Das Beste das mir in Indien passiert ist, ist dass ich Sonny kennen gelernt habe. Es war eine super Zeit mit einer indischen Familie verbringen zu dürfen. Einmal hat Jaddish gesagt: „Gäste sind wie Gold“ und genau so wurde ich auch von allen behandelt.

Ich kann nur jedem empfehlen eine individualreise nach Indien zu unternehmen der offen für neues ist. Einfach eine Portion Gelassenheit, Toleranz und Verständnis mitbringen wenn man an jedem Ecken angequatscht wird und einem versucht wird irgendetwas anzudrehen. Indien hat für jeden Geschmack etwas zu bieten. So waren meine Safaris absolut nicht geplant, doch ich bin ein riesiger Tier und Naturfreund und dachte diese Chance muss ich packen als ich erfuhr wie viele Nationalparks es in Indien gibt. Und ich wurde richtig süchtig nach der Suche von Tigern, Löwen, Leoparden, Vögel, Antilopen, und vielen anderen Tieren.

Abschliessend ein paar Eindrücke die ich mit der Kamera eingefangen habe ...


Abfall überall - und das hier ist noch Harmlos

in Sasan

in Sasan

in Sasan

als ich den Taj Mahal besuchte, war ein bekannter Kricketspieler auch da (Typ in weissem T-Shirt); allen denen ich das Foto gezeigt habe, haben ihn sofort erkannt; Manche Kricketprofis werden in Indien wie Götter verehrt; Naja aber so wie ihm die Menschenmasse im Taj Mahal folgte wurde ich ja in Dasha auch behandelt;-)
auch bei über 50 Grad wird im Park Kricket gespielt

bettelnde Kinder in Agra

da fährst du mit dem Taxi auf der Strasse und plötzlich glotzt dich mitten auf der Strasse durch das Fenster eine Kuh an

Bahnhof Neu-Delhi

ein ganz normales Restaurant in Palitana

eine Imbissbude bei einem Buszwischenhalt. Da der Bus kein WC hat ist das immer eine relative dumme Sache an solchen Ständen Essen zu kaufen.

Bier, Bier, Bier

Für indische Verhältnisse ein relativ normal beladener Lastwagen mit ausgezeichneter Ladungssicherung
Ein Inder benötigt die Hupe in einer Stunde so oft wie ein Schweizer im ganzen Leben


Dienstag, 29. Mai 2012

Die letzten Tage in Indien

22. Mai 2012: Nach vier stündiger Busfahrt treffe ich in Rajkot ein. Dies habe ich Sonny so mitgeteilt und so werde ich am Busbahnhof von ihm per Moppet abgeholt. Wir fahren zu der Wohnung wo er und seine Frau leben (also wenn er nicht gerade in Australien ist) – Sonny’s Eltern leben auch in dieser dreieinhalb Zimmer Wohnung. Mit dem Vater von Sonny kann ich mir ein Bett teilen.

Danach ziehe ich mit Sonny, seinem Vater und Jaddish um die Häuser. Jaddish kennt ihr unter dem Pseudonym Mangofarmbesitzer – ich kann mir jetzt endlich seinen Namen merken. Er ist noch nicht zurück nach Hydrabad geflogen, sondern war noch in dem 200 km entfernten Junagadh und ist wegen mir nach Rajkot gekommen. 

Besuch beim Bruder von Jaddish
von links: Frau des Bruders, Bruder, Ich, Jaddish, Sonny
Jaddish erzählt mir, dass seine Mutter in Folge eines Kobrabisses auf einer Mangofarm starb als er sechs Jahre alt war. Ich erinnerte mich wieder wie sie mich auf der Farm dazu ermahnt hatten ausschau nach Schlangen zu halten.
Hindu Tempel
im Innern des Tempels

im Innern des Tempels: Hindu Gott Ganesha, mein persönlicher Favorit
für viele ein bekannter Gott aus der Serie Simpsons, Apu betet jeweils zu Ganesha

Sie zeigen mir einen weiteren Hindi-Tempel und nachdem wir bei diversen Shops halt gemacht haben, wo wir entweder nur mit den Leuten sprechen, was essen oder trinken, gehen wir in eine Wohnung die Jaddish gehört. 
Diese wird momentan renoviert und er will sie danach vermieten. Er erklärt mir dann, dass das sein „Partyroom“ für „man only“ ist. Jetzt ist auch klar, dass in der Plastiktüte die wir im Auto hatten eine Flasche Whisky ist. Ich muss ja nicht mehr wiederholen, dass Alkohol in Gujerat eigentlich verboten ist. Später stösst dann noch ein Freund von Jaddy, wie sein Kurzname ist, dazu. Ein Mann mit einer richtigen Pauke was heissen mag, dass er Reich ist. Anil (du kannst dir ja denken was meine Eselsbrücke ist um mir diesen Namen zu merken) ist Mitbesitzer von diversen Unternehmen. Er offeriert mir dann, dass ich morgen einige Unternehmen besichtigen könnte – super da stimme ich sofort zu.
Anil und Ich
er meinte noch wenn ich Probleme habe einfach dieses Bild zeigen und die Probleme wären gelöst

Nachdem die Flasche Whisky leer ist machen wir uns auf den Heimweg. Anil wäscht sich noch das Gesicht und wirft sich irgendwelches Pulver für einen frischen Atem ein weil: „wife don’t like“.
Zu Hause angekommen wartet noch ein superleckeres Nachtessen auf uns das Sonny’s Frau für uns gekocht hat.
Am frühen Morgen fällt der Strom aus und der Deckenventilator hört auf zu drehen was dazu führt, dass es schweineheiss ist. So erwache ich um 8 Uhr. Uffff, das letzte Glas Whisky war zu viel. Bei einem auch nur leichten Kater und diesen Temperaturen hört der Spass auf. Das super Frühstück das mir aufgetischt wird schafft Abhilfe.
Später fahren wir dann in einen Shop wo man mit speziellen Bewilligungen Alkohol kaufen kann. Und genau so eine „Lizenz zum saufen“ erhalte ich mit meinem Pass – und diese Chance wollen sie sich natürlich nicht entgehen lassen. 1 Flasche Whisky und 20 Dosen Bier können sie mit meinem Pass kaufen.
Danach fahren wir zu einer Laminatfabrik, wo Anil Teilbesitzer ist. Leider wird mittwochs nicht gearbeitet aber es ist trotzdem spannend durch die Fabrik zu gehen. Ein Mitarbeiter dieses Unternehmens und Jaddish, der übrigens diese Fabrikate in Hydrabad verkauft, erkläre mir die einzelnen Produktionsschritte.
Eine kleine Anektote am Rande: Wir haben uns auf einer Industriewage gewogen. Keiner der drei Inder brachte mehr als 54 kg auf die Waage. Da bin ich mit meinen 78 kg schon ein Schwergewicht. Der Durchschnittsinder ist sicher ein Kopf kleiner als ich und extrem schlank.
vom Rohmaterial (Papierrollen) aus Italien ...
... bis zum fertigen Laminat
eine Erfindung des Mannes den ich später in Delhi treffen werde. Kugelsicheres Laminat

Danach gehen Jaddish, sein Bruder und Anil in den „Partyroom“. Sonny, der Mitarbeiter, Sager (Neffe von Jaddish der in Zwischenzeit auch dazu gestossen ist) und ich fahren danach in die in dieser Region modernste Zementfabrik. Es ist eine Fabrik des Unternehmens „Hi-Bond“ (www.hibondcement.com). Wir kommen in den Genuss einer Gratisführung, welche extrem interessant ist. Ich habe mir vorher auch nicht eine Sekunde überlegt wie Zement hergestellt wird – es ist spannend die einzelnen Schritte zu sehen.
von der Mahlung des Rohmaterials ...

... über den Kontrollraum, wo ich selbst für kurze Zeit die Kontrolle übernehme ...


... bis zum fertigen Zementsack

Danach fahren auch Sonny und ich zum Partyraum. Dort treffen wir auf die drei Männer die schon fast die ganze Whiskyflasche getrunken haben und offensichtlich guter Stimmung sind. Ein kühles Bier tut jetzt so was von gut.

Als Anil erfährt, dass ich am nächsten Morgen früh um 6.45 Uhr nach Delhi fliege macht er kurz ein Telefon. Als er auflegt sagt er mir: „Ok der Verkaufsleiter und Vizepräsident des Unternehmens holt dich mit seinem Chauffeur in Delhi ab und zeigt dir die Stadt“. Geil! Er gibt mir auch noch seine Visitenkarte und versichert mir, dass wenn ich irgendwo in Indien irgendwelche Probleme habe könnte ich ihn anrufen und er löst sie.
Um ca. 9 Uhr abends sind wir dann in der Wohnung zurück.
auf dem Weg nach Hause wollen sie noch, dass ich alle möglichen indischen Spezialitäten koste - schmeckt alles super!

in einem Shop eines Freundes von Sonny

Danach gehen wir noch in einen Park mit Sonny und zu meinem Erstaunen kommt seine Frau auch mit. Die Schwester von seiner Frau und ihr Mann, Kevin, sind auch dabei. Es ist das erste Mal, dass wir am Abend ausgehen und die Frauen dabei sind. Zuerst gab es jedoch noch eine hitzige Diskussion – ich denke mal das war der Grund.

Später fahren wir dann nach Hause, da ich früh aufstehen muss. Um fünf Uhr morgens bringt mich Sonny per Moppet an den Flughafen. Diese Nacht durfte ich im klimatisierten Zimmer schlafen. Eigentlich wollte ich das gar nicht, da ich mich dann immer erkälte. Da für sie das klimatisierte Zimmer des höchste aller Gefühle ist verstehen sie mein Anliegen nicht und bestehen darauf, dass ich in diesem Raum schlafe. Vor allem habe ich ein schlechtes Gewissen, weil die Mutter von Sonny im Wohnzimmer auf dem Boden schläft. Ich wickle mich dann also in die dicke Wolldecke ein um in diesem überdimensionalen Kühlschrank nicht zu erfrieren und schlafe ein paar Stunden.
In Delhi angekommen werde ich wie versprochen von Rakesh und seinem Privatchauffeur abgeholt. Als ersten besuchen wir den Tempel Akshardham. Leider darf ich hier bis auf eine Flasche Wasser nichts mit hinein nehmen. (Wer’s interessiert – Fotos findet ihr hier: http://www.akshardham.com/) Dieser erst vor ein paar Jahren fertiggestellte Bau ist sehr Imposant. Da die Temperatur 50 Grad übersteigt haste ich von Schatten zu Schatten und kühle mich immer wieder mit Wasser.
Nach dem Tempel von Akshardham gehen wir noch in einen Hindutempel, wo ich mit rotem Punkt auf der Stirn und einem Armband, das mich vor Dämonen beschützt, wieder herauskomme.
Ich und Rakesh (studierter Chemiker)
Der nächste Stopp auf unserer Tour ist der Lotustempel. Für mich eines der schönsten Gebäude, das ich je gesehen habe. Und was mir sehr imponiert ist, dass dieser Tempel für keine spezifische Religion gebaut worden ist. Egal ob Hindu, Siks, Moslime oder egal welche Religion – alle dürfen in diesen Tempel und zu ihrem Gott beten.
Lotustempel

Am späten Abend setzen die beiden mich dann am New Delhi Bahnhof ab. Ich hatte im Auto jeweils viel Zeit mich mit Rakesh zu Unterhalten. Ich konnte ihm sehr offen Fragen über Indien und die Kultur stellen und er hat mir jeweils alles ehrlich beantwortet. Eine extrem spannende Erfahrung mit diesem sehr aufgestellten und sympatischen Inder.

In einer Seitenstrasse, wo ich mich auskenne, gehe ich auf die Suche nach einer Bleibe. Bald bin ich fündig.
Am nächsten Morgen ist dann wieder einmal ausschlafen angesagt bevor ich mir noch ein paar Sachen in New Delhi ansehen will. Connaught Place, Indian Gate, Nationalmuseum und Parlamentsgebäude sind die Stopps. Bei über 50 Grad trinke ich einen Liter Wasser pro Stunde und sichtlich erleichtert betrete ich das klimatisierte Nationalmuseum.
Bahnhof Neu-Delhi: Zum Teil gibt es Sicherheitsleute welche die grossen Menschenmassen wie den Strassenverkehr regeln

gut gegen die Hitze geschützt ;-) Ihr könnt froh sein, dass es noch keine Kameras gibt welche die Hitze  einfangen und sie später am PC wiedergegeben

Indian Gate mit flying Andy

Indian Gate seitlich unter einem Brunnen aufgenommen

Indian Gate: Ein Denkmal an gefallene Soldaten

bei einem Brunnen in der Nähe des Indian Gates

Als ich am späten Nachmittag in meinem Hotel eintreffe bin ich völlig erschöpft und haue mich aufs Ohr. Es ist nur schwer vorstellbar wie verdammt heiss es bei über 50 Grad ist.
Gegen acht Uhr mache ich mich dann per U-Bahn auf zum Flughafen. Die U-Bahn ist erst vor ein paar Jahren fertig gestellt worden, topmodern und extrem preiswert.
Nächster Stopp auf meiner Reise um die Welt: Bangkok

Montag, 28. Mai 2012

Gujerat-Rundreise

In zwischen schreibe ich den 16. Mai, ein Mittwoch. Ziel dieses Aufenthalts in Sasan soll sein, einen der 405 letzten Löwen in Südostasien zu sichten. Wilderei und Zerstörung des Lebensraums haben dazu geführt, dass das „Sasan Wildlife Sanctuary“ der letzte Zufluchtsort für Löwen ist, die einmal in ganz Südostasien gelebt haben.

Ein super Platz um ein Buch zu lesen. links ist das Dorf Sasan - rechts die Löwe



meine Unterkunft in Sasan. Kostenpunkt 7 SFr. pro Nacht.


Auch hier, eine Safari kostet 60 SFr. pro Jeep. Nach mir kommen noch eine Chinesin und ein „Isch bin Welsch“-Schweizer an und so können wir uns die kosten Teilen. Kein Löwe auf der Safari am nächsten Tag. Die beiden sind dann gleich nach der Safari abgereist und so setze ich den nächsten Tag mit Safari aus, da ich alleine gewesen wäre. Zudem weiss ich, dass einen Tag später George und Miriam, das spanische Paar aus dem „Bandhavgarh Nationalpark“, in Sasan eintreffen.
Und so ist es dann auch geschehen - am Freitagabend sind die beiden angekommen. Wir haben uns viel zu erzählen und ich bin froh die beiden nochmals zu treffen, da ich sie sehr mag und wir’s jeweils sehr lustig zusammen haben. Wir gehen dann also am Samstagmorgen, Samstagnachmittag und Sonntagnachmittag auf Safari. Das Tier das wir sichten wollen bekommen wir bis eine halbe Stunde vor Rückfahrt der Sonntagnachmittagsafari nicht zu Gesicht. Trotzdem geniesse ich jeweils die Safari. Die Landschaft ist super und es gibt jede Menge Vögel und andere Tiere zu Sichten.





dieses Foto habe ich ausserhalb des Parks aufgenommen


Wir sind also auf der für George und Miriam letzten Safari da sie am nächsten Morgen weiter müssen und wir wissen, dass die Jeeps in einer halben Stunde aus dem Park raus sein müssen. Ein Guide eines anderen Jeeps sagt uns dann, dass woanders ein Löwe gesichtet wurde. Schnellstmöglich machen wir uns auf den Weg – So wie der Fahrer jetzt fährt, würden wir auf der „Dakar Rally“ in die Ränge fahren. An dem Ort angekommen haben wir dann mal 15 Minuten nichts gesehen. Doch plötzlich taucht aus dem Busch eine Löwin auf. Ich war einfach nur „Baff“ wie gross und mächtig so ein Löwe in freier Wildbahn ist. Sie läuft in unsere Richtung und legt sich ca. 20 Meter von unserem Jeep entfernt in den Schatten. Einfach nur Sagenhaft dieser Anblick!

George und Miriam

eine mehr oder weniger kühle Abkühlung nach der Safari.
natürlich mussten wir auch hier für diverse Fotos hinhalten 

Da „los españolos“ am nächsten Morgen früh weiterreisen mache ich mich auf zum Safari Ticketoffice um vielleicht auf andere Touristen zu treffen mit denen ich den Jeep teilen kann. Und siehe da: ein Typ der wie „Gölä“ aussieht reagiert auf mein: „I’m from Switzerland“ mit. „Sali, e be de Rocco– leider ned de Sifredi“! Rocco Sette, Zürich, 46, Profifotograf und auf der Suche nach ein paar ultimativen Löwen- und Leopardenschnappschüssen (http://www.africansouls.net). Er erklärt mir dann, dass er für die nächsten fünf Tage jeweils eine Morgen und Nachmittagsafari gebucht hat. Ein Jeep für ihn alleine, da er den Platz zum Fotografieren braucht. Aber wir verstehen uns gleich auf Anhieb und ich kann mit ihm morgen früh mitgehen. Auf der Safari gibt es bis auf zwei Schakale nichts zu sehen. Schade eigentlich ist der Park dafür bekannt, dass man auf fast jeder Safari Löwen sichtet - ich hätte gerne noch den einen oder anderen gesehen.
Rocco und Ich
ein Einheimischer der Innerhalb des Parkes lebt
Parkguide
Gleich nach der Safari steige ich in einen Zug um ins 200 km entfernte Palitana zu gelangen. „Der Weg ist Ziel“ beim Reisen. Dieser viel genannte Satz behauptete sich einmal mehr als Traveller Gebot Nr. 1! Bisher bin ich immer in der klimatisierten und bestmöglichen Klasse gereist. Dieses Mal reise ich wie der Stinknormale Inder in der „common class“, da es nichts anderes gibt. Das Ticket für die 4 stündige Zugfahrt kostet keine zwei Franken und versetzt mich in die Zeit zurück als ich noch Kind war. Vielleicht kenn ihr diese kleinen Kartonkarten die dann der Kontrolleur locht – genau so ein Billet ist das.
Platz finde ich erst mal nicht – aber damit habe ich auch nicht gerechnet. Mit jedem Mal wo der Zug hält gelange ich mehr auf den Sitz. Zuerst stehen, dann eine halbe Arschbacke, dann die ganze und beim 4. Stopp hatte ich dann einen Sitz – hmm, also einen Platz auf der Holzpritsche. Und nach jedem Mal wo der Zug gehalten ist und neue Leute im Zug sind muss ich die gleichen Fragen von vorne beantworten:
- Which country? (Land)
- What is your name? (Name)
- What’s your job? (Beruf)
- What’s your salary? (Lohn)
- Sie wollen dann ein Foto machen oder machen es einfach. Es gibt sicher schon auf über 100 Mobiltelefonen ein Foto von mir.

Hier die Reaktionen die in 95% aller Fälle auf meine Antworten zu hören sind.
- Beautiful country
- Ahhhh
- Ohhhhh Software Engineer / scheint hier besonders gut anzukommen
- Hmmm

Schnappschuss aus dem Zug
In Dhasa muss ich auf den Bus umsteigen. Ihr kennt doch diese Szenen aus dem Fernsehen wo eine berühmte Person von Fans umringt wird und alle laufen mit ihr mit und machen Fotos. Genau so geht‘s mir in diesem Ort – auf dem 500 m langen Weg vom Bahnhof zur Busstation werde ich von ca. 30 Indern umringt und alle wollen sich mit mir unterhalten. Auch die Menschen in den Shops auf der Strasse winken mir zu und lachen. Es kommt mir vor als leuchte ich grün und wäre mit dem Ufo gelandet. Als ich dann meinen Bus gefunden habe und dieser losfährt winken mir alle zu und rufen wild durcheinander.
Nach einer Stunde Busfahrt muss ich den Bus wieder wechseln. Kaum abgesessen, langsam aber sicher ziemlich „auf der Fresse“ kommt ein Typ und stellt die wohl in Indien „5 heiligen Fragen an Touristen“. Ziemlich genervt versuche ich ihn abzuwimmeln doch er lässt nicht locker.

Am Abend treffe ich dann in Palitana ein. Die Nacht ist kurz – um 5 Uhr klingelt mein Wecker. Tagesziel ist der Aufstieg auf einen 600 Meter hohen Berg. 2‘600 Treppenstufen an der Zahl. Und wenn es morgens um 6 Uhr schon über 30 Grad heiss ist kann das verdammt anstrengen sein. Oben angekommen erkunde ich die diversen „jainistischen Tempel“.
Bevor die Temperatur über 50 Grad steigt mache ich mich wieder auf den Weg nach unten.


Es hätte auch die Möglichkeit gegeben sich hinauftragen zu lassen. Ich hatte richtig mitleid mit den Trägern. Zum Teil waren das Männer über 60 die diese Schwerstarbeit verrichteten. Auf der anderen Seite ist dieser Job für indische Verhältnisse gut bezahlt

Anhänger des Jainismus


Die diversen Tempel auf dem Gipfel

nach der Anstrengung stärkte ich mich mit einem richtig indischen Morgenessen

Nachmittags um halb zwei steige ich in den Bus Richtung Rajkot. Von da aus fliege ich dann am 24. Mai über Mumbai nach Delhi. Sonny lebt mit seiner Familie in Rajkot und ich hoffe ihn nochmals zu treffen und mit ihm noch ein paar Sachen unternehmen zu können für die knapp zwei Tage die mir bleiben bevor es zurück nach Delhi geht.

Ein gutes und praktisches Fortbewegungsmittel in Indien