Mittwoch, 30. Mai 2012

Meine Eindrücke aus Indien

25 Tage um ein Land zu bereisen das 80 mal so goss ist wie die Schweiz, so gross wie England, Deutschland, Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, Schweiz, Benelux-Staaten, Österreich, Polen, Tschechien, Norwegen und Schweden zusammen ist und in dem 150 Mal so viele Menschen leben (1.2 Mrd., hinter China 2. Platz) wie in der Schweiz ist eine zu kurze Zeit um irgendwelche Schlüsse daraus zu ziehen. Trotzdem möchte ich hier meine grössten Eindrücke niederschreiben um absoluten nicht Indienkennern ein wenig zu zeigen wer und was Indien ist.

Ich bin auch ein Vegetarier. „Vegis“ haben es sehr leicht in Indien – viele Restaurants und „Imbissbuden“ haben nur Fleisch- und Fischlose Gerichte auf der Karte. Über 60% aller Inder sind Vegetarier und da mich der Gedanke Fleisch bei über 50 Grad ohne Kühlschrank zu lagern irgendwie abschreckte und das Vegi-Essen in Indien super schmeckt lebte ich die 25. Tage in Indien als Vegetarier. Zum Essen gibt es immer Roti, bei uns als Fladenbrot bekannt, mit welchem dann das Essen gegessen wird. Gegessen wird immer mit Rechts und man klemmt dann quasi das Essen im Roti ein und somit ist eine Gabel überflüssig.

Männerhaltende Hände:
Männer die einer Frau gegenüber Zärtlichkeit zeigen gelten in Indien an vielen Orten noch immer als schwach und so sieht man nie irgendwelche paare die Zärtlichkeit austauschen. So kommt es dann einfach, dass man junge Männer sieht die händchenhaltend umher laufen. Was nicht heissen mag, dass sie Schwul sind sondern halt ihre sanfte Seite so befriedigen. Homosexualität ist in Indien übrigens per Gesetzt verboten.
Als ich die Frage ob ich meine Freundin vermisse mit „Ja“ beantwortete starrten mich entsetze Gesichte an.
Auf der anderen Seite musste ich jeweils schmunzeln, als mir diverse Männer gesagt haben Pink sei ihre Lieblingsfarbe. Naja, so unterscheiden sich die Kulturen.

Auf die Frage wo hat es einen Abfall erhält man die Antwort: „Überall“. Abfall wird überall einfach in die Natur oder an den Strassenrand geworfen. So kommt es dann auch dass am Rande der Zuggeleise Abfall zu Haufe rumliegt, viele Strassenränder mit Abfall überfüllt sind und Abfall einfach allgegenwärtig ist. Ich hatte extrem mühe damit zu sehen wie die Umwelt verschmutzt wird. Aber es bleibt einem gar nichts anderes übrig als es so zu machen. Wenn ich im Hotel die Petflasche in den Abfall schmeisse landet sie einfach so irgendwann irgendwie an einem Strassenrand oder sonst wo in einem Graben.

Die Kasten:
Indien hat ja ein Kastensystem das als Ausländer nur sehr schwierig zu verstehen ist. Es ist ein soziales System, welches verschiedene Menschengruppen klassiert. Die Dalits gelten als die unberührbaren und gehören zur untersten Kaste. Einmal in dieser Kaste geboren wird man nie ein leichtes Leben haben. Erst seit einiger Zeit wird auch diesen ermöglicht, dass sie an Universitäten studieren dürfen.
Die einzelnen Kasten bilden wie eigene grosse Familien, welche alle im selben Wohnquartier leben und geheiratet wird auch nur innerhalb derselben Kaste. Inder einer besseren Kaste zeigen auch ziemlich klar, dass sie „besser sind“ als alle in Kasten unter ihnen.
In Indien sind die meisten Hochzeiten arrangiert. In Rajkot habe ich einen verwandten der Familie kennen gelernt, der aus dem 2000 km entfernten Hydrabad gekommen ist um sich „eine Frau anzusehen“. Immerhin haben sie mir gesagt, dass beide noch Ja oder Nein sagen dürfen. Auf jeden Fall wünschte ich ihm dann viel Glück.
Wer’s interessiert, Wikipedia weiss mehr zu den Kasten: http://de.wikipedia.org/wiki/Kaste

In den 25 Tagen Indien habe ich viele Stromausfälle erlebt. Zum Teil konnten die Ausfälle durch einen Generator überbrückt werden. Aber es ist auch mal vorgekommen, dass ich meinen Rucksack bei Kerzenlicht und mit Taschenlampe packen musste.
In Tala war es sogar so, dass der Strom zwischen 8 Uhr und 11 Uhr morgens immer abgeschaltet wurde.

Reich-Arm:
Der Unterschied zwischen Reich und Arm ist riesig in Indien. So fahren zum einen topmoderne Autos durch die Strassen, aber genau so oft oder noch mehr sieht man den Ochsenkarren. Vielen Menschen fehlt der Zugang zu medizinischer Unterstützung und so sieht man immer wieder Menschen mit verschiedenen Behinderungen. Sehr eingefahren sind mir Personen, die wie Tiere auf dem Boden umhergekrochen sind weil sie missbildete Beine haben.
Diesen Teil des Wikipedia-Artikels kann ich sehr empfehlen: http://de.wikipedia.org/wiki/Indien#Soziale_Probleme

Offizielle Landesprachen in Indien sind Englisch und Hindi, jedoch sind 26 Sprachen in Indien offiziell anerkannt, wobei es bei jeder dieser 26 diverse Dialekte gibt. Was mir in Indien extrem imponiert hat ist wie friedlich die verschiedenen Religionen zusammenleben. Egal ob Moslem, Hindus, Jainisten oder Sikhs oder eine andere Religionen – die Menschen respektieren die verschiedenen Religionen und leben friedlich miteinander. Der Lotus-Tempel den ich besucht habe ist ein super Beispiel dafür. Ein Tempel für alle.
Religionen für Dummies: Moslems sind die mit den langen Gewanden, Kappe, Frauen verschleiert; Hindus die mit dem roten Punkt auf der Stirn; Jainisten habe ich beim Ausflug nach Palitana fotografiert; Sikhs sind die mit den Turbanen – Noch Fragen?

Ein anderes Thema ist der Verkehr in Indien. Ich möchte keine 10 Meter in diesem Verkehr irgendein Gefährt fahren. Zudem musste ich auch lernen wie man hier die Strasse überqueren muss um sicher auf die andere Strassenseite zu gelangen. Ich habe mehrere Male erlebt, dass auf einer Kreuzung einfach nichts mehr ging. Praktisch kein Auto konnte weder 10 cm nach vorne oder hinten fahren doch sie haben es dann immer geschafft den „Knopf“ zu lösen.

Von meinem Ursprünglichen Plan nachdem ich mir Delhi und das Taj Mahal angesehen habe und danach nach Goa zu fliegen und dann nach Kerala zu reisen habe ich genau den Ersten Teil mit Delhi und dem Taj Mahal umgesetzt. Aber genau das ist das was das Reisen ausmacht. Einfach der Nase nach …

Indien Tourismus wirbt mit dem Slogan „incredible India“. Und unglaublich ist dieses Land auf alle Fälle. Nach meinen ersten Tagen in Delhi dachte ich warum nur bin ich nach Indien gereist. Doch mit der Zeit fing ich an dieses Land und die Menschen mehr und mehr zu mögen und es einfach zu geniessen. Reisen in Indien kann zum Teil extrem anstrengend sein doch man wird dafür immer wieder entschädigt. Das Beste das mir in Indien passiert ist, ist dass ich Sonny kennen gelernt habe. Es war eine super Zeit mit einer indischen Familie verbringen zu dürfen. Einmal hat Jaddish gesagt: „Gäste sind wie Gold“ und genau so wurde ich auch von allen behandelt.

Ich kann nur jedem empfehlen eine individualreise nach Indien zu unternehmen der offen für neues ist. Einfach eine Portion Gelassenheit, Toleranz und Verständnis mitbringen wenn man an jedem Ecken angequatscht wird und einem versucht wird irgendetwas anzudrehen. Indien hat für jeden Geschmack etwas zu bieten. So waren meine Safaris absolut nicht geplant, doch ich bin ein riesiger Tier und Naturfreund und dachte diese Chance muss ich packen als ich erfuhr wie viele Nationalparks es in Indien gibt. Und ich wurde richtig süchtig nach der Suche von Tigern, Löwen, Leoparden, Vögel, Antilopen, und vielen anderen Tieren.

Abschliessend ein paar Eindrücke die ich mit der Kamera eingefangen habe ...


Abfall überall - und das hier ist noch Harmlos

in Sasan

in Sasan

in Sasan

als ich den Taj Mahal besuchte, war ein bekannter Kricketspieler auch da (Typ in weissem T-Shirt); allen denen ich das Foto gezeigt habe, haben ihn sofort erkannt; Manche Kricketprofis werden in Indien wie Götter verehrt; Naja aber so wie ihm die Menschenmasse im Taj Mahal folgte wurde ich ja in Dasha auch behandelt;-)
auch bei über 50 Grad wird im Park Kricket gespielt

bettelnde Kinder in Agra

da fährst du mit dem Taxi auf der Strasse und plötzlich glotzt dich mitten auf der Strasse durch das Fenster eine Kuh an

Bahnhof Neu-Delhi

ein ganz normales Restaurant in Palitana

eine Imbissbude bei einem Buszwischenhalt. Da der Bus kein WC hat ist das immer eine relative dumme Sache an solchen Ständen Essen zu kaufen.

Bier, Bier, Bier

Für indische Verhältnisse ein relativ normal beladener Lastwagen mit ausgezeichneter Ladungssicherung
Ein Inder benötigt die Hupe in einer Stunde so oft wie ein Schweizer im ganzen Leben


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