Am 3. August um 7.30 Uhr steige ich in den Minibus, welcher
mich bis an die kambodschanische Grenze bringt. Vor der Grenze erledigen wir
dann den ganzen Papierkram für das Visum. Das ganze Prozedere an der Grenze ist
extrem mühsam. Zuerst warten wir bis wir den hübschen Kleber im Pass haben,
dann geht’s zu Fuss über die thailändische Grenze wo der Pass abgestempelt
wird. In Zwischenzeit hat es begonnen zu regnen. Im Regen gehen wir 400
Meter zu Fuss bis zur kambodschanischen Grenze. Dort gibt es schon etliche
andere Touristen, welche auf den Stempel im Pass warten und wie uns gesagt wird
müssten wir eine Stunde warten.
Unsere Gruppe entscheidet uns für die Variante mit
umgerechnet 3 Schweizer Franken in den Pass legen und diesen so einem Grenzwächter
zu übergeben und schon existiert für uns die Schlange nicht mehr.
In einer Busstation warten wir auf unsere Pässe, welche uns
von dem Reiseleiter welcher uns über die Grenze geführt hat bald wieder
übergeben werden. Komisch ist nur, dass nie jemand den Pass mit unseren
Gesichtern abgeglichen hat.
Dieser Abschnitt passt hier gerade gut rein –
Korruptionsindex 2010 (Quelle: http://www.transparency.de/Tabellarisches-Ranking.1745.0.html):
1. Platz Dänemark
8. Platz Schweiz
56. Malaysia
78. Platz Thailand
78. Platz Kolumbien
87. Platz Albanien
87. Platz Indien
154. Platz Kambodscha
154. Republik Kongo
176. Platz Myanmar
178. und letzer Platz Somalia
Per dreistündiger Taxifahrt geht es dann für mich mit drei
weiteren reisenden nach Siem Reap.
Im folgenden Abschnitt versuche ich die Geschichte
Kambodschas kurz zusammenzufassen, damit ihr die weiteren Berichte besser
versteht (Quelle: Stefan Loose, Südostasien).
Im frühen 9. Jh. Begann die Angkorianische Epoche. Ab diesem
Zeitpunkt herrschten 39 Könige von verschiedenen Hauptstädten nordöstlich des
Tonle Sap (See) über das Angkor-Reich, das damals noch als Kambujadesa
bezeichnet wurde. Der letzte bedeutende König, Jayavarmann III., brachte ein
gigantisches Bauvorhaben auf den Weg, das seinen Höhepunkt in der Errichtung
der glanzvollen ummauerten Stadt Angkor Thom fand. Fotos der Ruinen folgen in
späteren Berichten.
Im 14. Jh. präsentierte sich die Armee Ayutthayas (früherer
Blogeintrag) als hervorragend organisierte Streitmacht, drang auf
kambodschanischen Gebiet vor und legte Angkor Thom praktisch in Schutt und
Asche. Mitte des 15. Jhs. befand sich das Reich der Khmer auf dem absteigenden
Ast und die Hauptstadt wurde aufgegeben und weiter in den Süden verlegt.
1594 fiel die neue Hauptstadt völlig in die Hände der
Siamesen (Als Siam wurde das Land bezeichnet das heute mehr oder weniger
Thailand entspricht). Von daher sah es für das Khmer Reich düster aus. Während
verschiedene kambodschanische Königsfamilien entweder in Siam oder in Vietnam
um militärische und finanzielle Hilfe nachsuchten, verloren sie grosse Teile
ihres Landes in Form von Tributzahlungen an die beiden Nachbarn.
Währen die Franzosen 1863 nicht auf der Bildfläche
erschienen, wäre Kambodscha möglicherweise vollständig von seinen
Nachbarstaaten verschluckt worden. 1963 marschierten die Japaner in Kambodscha
ein, und die französische Vorherrschaft wurde durch den Zweiten Weltkrieg
unterbrochen.
Nach der Kapitulation der Japaner 1945 machten sich die
Kambodschaner für die Unabhängigkeit stark. Und da den Franzosen die Ressourcen
fehlten blieb ihnen gar nichts anderes übrig als Kambodscha in die
Unabhängigkeit zu entlassen.
Später gestattete der kambodschanische Monarch der
nordvietnamesischen Regierung, ihre in Südvietnam operierende Viet
Cong-Guerilla über kambodschanisches Staatsgebiet zu versorgen.
1969 begannen die Amerikaner mit verschiedenen Bombardements
der Provinzen an der kambodschanischen Ostgrenze, wo sie Verstecke der Vietcong
vermutete. Mehrere hundert kambodschanische Zivilisten wurden bei den Angriffen
(die bis 1973 andauerten und nach
allgemeiner Überzeugung zum Aufstieg der Roten Khmer führten) getötet oder
schwer verletzt. Später drangen die Vietnamesen von den US-amerikanischen und
südvietnamesischen Truppen verfolgt noch weiter auf kambodschanischen vor und
verwandelten das Land in ein bitter umkämpftes Schlachtfeld. Während das Land
unter einer schwachen und ineffektiven Führung im völligen Chaos versank,
konnte sich die Roten Khmer neu formieren und übernahmen langsam die Kontrolle
über grosse Teile der Provinzen.
Am 17. April 1975 marschierten die Streitkräfte der Roten
Khmer unter dem begeisterten Jubel der kambodschanischen Bevölkerung in Phnom
Penh ein. Der Krieg war vorbei, und jetzt würde es endlich Frieden geben, so
glaubte man.
Ab dem ersten Tag, als die Roten Khmer in Phnom Penh
einzogen, setzten sie einen systematischen Prozess des kommunistischen Umbaus
in Gang, der vermutlich vom Anführer der Kommunistischen Partei, Saloth Sar
(alias Paul Pot) angeordnet worden war. Das wahnsinnige Bestreben, ein ganzes
Land in einen reinen Bauernstaat zu verwandeln, erwies sich als menschliche
Katastrophe und sorgte auch innerhalb der internationalen Staatengemeinschaft für
grosse Empörung, der aber so gut wie keine Taten folgten. Die gesamte
Bevölkerung aus Phnom Penh und anderen Provinzstädten wurde gewaltsam aufs Land
umgesiedelt, um dort ihre neue Existenz als Kleinbauern aufzunehmen. Diese
Menschen hatten noch das glücklichere Los, denn Pol Pot befahl in der Folge
Massenexekutionen von Intellektuellen, Lehrern, Schriftstellern, Gebildeten und
deren Familien. Selbst das Tragen einer Brille galt als Zeichen für Intelligenz
und wurde als „Verbrecher“ eingestuft, das mit dem Tode zu bestrafen war. Die
Schreckensherrschaft dauerte vier Jahre lang, bevor vietnamesische Streitkräfte
1979 in der kambodschanischen Hauptstadt einmarschierten. Bis zu diesem
Zeitpunkt waren mindestens eine Million, möglicherweise aber auch bis zu drei
Millionen Khmer dem Völkermord zum Opfer gefallen. Pol Pot und seine Anhänger
flogen in den Dschungel nahe der thailändischen Grenze und führten von dort aus
einen Bürgerkrieg gegen die nachfolgende Regierung in Phnom Penh.
Für das kambodschanische Volk bedeutete die vietnamesische
Besatzung keinesfalls die Ideallösung, doch immerhin eine begrüssenswerte
Entwicklung nach den unglaublichen Leiden und Schrecken der vier vergangenen
Jahre. Die internationale Gemeinschaft schlug sich jedoch auf die Seite der
oppositionellen Koalitionen und verweigerte der neuen Regierung die
Anerkennung. Schliesslich könnte die
vietnamesische Okkupation der Beginn einer kommunistischen Expansionspolitik
sein, während die Roten Khmer ja nur ihre eigenen Leute töteten und keine
Bedrohung für die kapitalistische Welt darstellten. Also machten Thailand, Grossbritannien und die USA
gemeinsame Sache, indem sie die Völkermordrebellen
ausbildeten, ihnen Zuflucht auf thailändischem Boden gewährte, sie mit
Geld, Waffen und Lebensmitteln versorgten und ihnen den kambodschanischen Sitz
bei den vereinigten Nationen offerierten.
1985 kam es zu einem Wandel in der kommunistischen Welt, als
Michail Gorbatschow das Ruder in der Sowjetunion übernahm und die Finanzhilfe
an Vietnam einstellte. Vietnam konnte danach das Engagement in Kambodscha nicht
mehr aufrecht erhalten.
Nach den Wahlen von 1993, welche jedoch von Morden,
Einschüchterungstakten, Bestechung und Granatfeuer auf Wahllokale begleitet
wurden, intensivierten die Roten Khmer ihre Guerilla-Aktivitäten. Nach einer
Amnestie für die Soldaten der Roten Khmer waren bereits viele zu den
Königlichen Kambodschanischen Streitkräften RCAF übergelaufen, und 1996 gelang
der Regierung ein weiterer Coup, als Pol Pots treue rechte Hand Leng Sary mit 10‘000
Soldaten überlief.
Damit waren die Roten Khmer gespalten, und der alternde Pol
Pot sah sich mehr und mehr isoliert. Als sich weitere Abwanderungen aus den
eigenen Reihen abzuzeichnen begannen, befahl der paranoide Pol Pot die
Ermordung seines früheren Verteidigungsministers und dessen gesamter Familie.
Als im April 1998 die Regierungstruppen in die letzte Hochburg der Roten Khmer
vorstoss, starb der berüchtigte Pol Pot angeblich an einem Herzinfarkt, obwohl
es auch möglich erscheint, dass er von seinen eigenen Kadern hingerichtet
wurde.
2002 fanden in Kambodscha die ersten Kommunalwahlen
überhaupt statt und brachten – begleitet von Einschüchterungen und der
Ermordung oppositioneller Kandidaten – einen Erdrutschsieg für Hun Sens CPP
(Cambodian People’s Party). Die Wahlen der Nationalversammlung ein Jahr später
gelten als bislang grösster Erfolg in Richtung Demokratisierung. Während auch
hierbei die CPP wie erwartet den Sieg davontrug, konnten die
Oppositionsparteien Sam-Rainsy-Partei (SRP) – diejenige Partei im Land, die
einer liberalen Partei am nächsten kommt, und FUNCINPEC doch genügend Stimmen
ergattern, um eine Alleinregierung der CPP zu verhindern.
Während der Schreckensherrschaft verlor ein Viertel der
Bevölkerung das Leben und das Durchschnittsalter beträgt heute in Kambodscha
gerade mal 21 Jahre.
Mehr Infos:
I knew Pol
Pot (Englisch): http://www.youtube.com/watch?v=C9Lo1uZ5EZg
Pol Pot und das Terrorregime der Roten Khmer (4-Teilig in
Deutsch):
Teil 3: http://www.youtube.com/watch?v=716xu_ejdbM
Teil 4: http://www.youtube.com/watch?v=1TevTImwlH4
Teil 4: http://www.youtube.com/watch?v=1TevTImwlH4
Der bedeutendste Tempel der Angkorianische Epoche, Angkor Wat, ist sogar auf der Flagge Kambodschas |
Noch schnell zwei Tipps:
AntwortenLöschenNimm das Boot von Siem Reap nach Battambang (dauert zwar Stunden und ist nichts für Seekranke, aber lustig). Steig in Battambang im "the Bungalow" ab. Super nette Leute, ein cooler Tuk-Tuk-Fahrer als Fremdenführer, Velos zum Rumcruisen uvm.
Gruss und viel Spass
Pat (ex-Nachbar)