Mittwoch, 11. Juli 2012

Bagan – Pagoden und Tempel so weit das Auge reicht

Am 19. Juni bin ich abends in Mandalay per Pick-up eingetroffen. Morgen soll es mit dem staatlichen IWT Schiff Richtung Bagan gehen. Das Boot fährt jeweils nur mittwochs und sonntags.
Da der 20. Juni ein Mittwoch ist trifft sich das gut und bereits um 4 Uhr morgens muss ich aufstehen um Richtung Bootsanlegestelle aufzubrechen, da das Boot um 5.30 Uhr ablegt.
Auf diesem Streckenabschnitt hat der Ayeyarwady nichts spezielles zu bieten. Jedoch ist es mal eine gute Abwechslung per Schiff zu Reisen. Ausserdem ist es spannend dem Treiben zuzusehen wenn das Boot unterwegs anlegt. Korbweise werden Waren auf das Boot verladen oder abgeladen.

An den meisten Orten wo das Boot anlegt gibt es keinen Steg und so fährt der Kapitän das Schiff entweder mit Tempo auf das Land und dreht dann mit der Seitenschraube das Boot so, dass die Passagiere ein und aussteigen können und Waren ein und ausgeladen werden können oder es werden Holzpfosten in den Boden gerammt wo das Schiff parallel zum Ufer angebunden wird. Bei der ersten Variante kann es auch mal zehn Minuten dauern bis das Schiff wieder fahrtüchtig im Wasser ist.
Bei der zweiten Variante kann folgendes passieren:

Nachdem das Schiff losgebunden wurde hat es dieses Mal nicht mehr gereicht, dass die ganze Crew wieder auf das Boot aufspringen kann. Zuerst versucht dieser tapfere Matrose (derjenige mit dem  blauen Hemd und dem Holzpfahl auf der Schulter) zum Schiff zu schwimmen ... 

... jedoch erfolglos - Er wird dann von einem Boot aufgegriffen und so zurück zum Schiff gebracht.

Kaum hält das Schiff steigen duzende von Frauen auf das Boot die Früchte, Samosas, gegrilltes Fleisch und Fisch und anderes verkaufen. Kurz bevor das Schiff weiter fährt stürmen alle wieder vom Boot

Auf dem oberen Deck ist ein reservierter Teil für Touristen

der Kapitän nimmt's mal mit Gemütlichkeit ...

Oft erschwert die Anlegestelle das ein- und ausladen der Waren! Doch irgendwie klappt es immer - auch wenn mal einer samt Korb ins Wasser fällt.

vom Boot aus ...

Auf dem Boot treffe ich Mäsi aus Luzern. Er quartiert sich im selben Hotel ein wie ich. Da wir uns auf Anhieb gut verstehen erkunde ich die nächsten vier Tage mit ihm Bagan.

Am nächsten Morgen mieten wir uns erst einmal ein Fahrrad um ein paar der 2230 aufgelisteten Monumente zu besichtigen. Bagan liegt in einer Trockenzone mit jährlich weniger als 1000 mm Regen, weil im Westen die bis zu 3000 m hohen Gipfel des Rakhine Yoma den Monsun abhalten. Bagan war unter dem Namen Pukam 849 das erste Mal Hauptstadt des Königreichs der Bamar. Die Pagoden wurden teils von den Königen und teils von reichen Männern in Auftrag gegeben und entstanden über mehrere hunderte von Jahren.
Highlight an diesem Tag ist sicher die 1057 erbaute Shwesandaw Pagode, welche wie eine Pyramide aussieht. Leider ist uns kein wolkenloser Sonnenuntergang gegönnt. Doch lieber in der Regenzeit bei angenehmen Temperaturen die Pagoden besichtigen und dafür keinen schönen Sonnenuntergang zu haben als bei über 40 Grad während der restlichen Zeit.

Blick auf den Ayeyarwady von einer Pagode aus














Blick über Bagan von der Shwesandaw Pagode aus



Am Tag danach fahren wir mit einem kleinen Van zum 50 km entfernten Mt. Popa. Diesen 1518 m hohen erloschenen Vulkan besichtigen wir mit zwei Italienern und einem kanadischen Paar.
Da der Mt. Popa dicht in Wolken eingewickelt ist lässt die Aussicht zu wünschen übrig. Trotzdem ein cooler Ausflug. Das Highlight sind für mich die Affen die sich rund um und auf dem Berg tummeln.
Einmal will ich mir etwas genauer ansehen und laufe auf einen Querbalken des Daches zu, welches die Menschen auf den Treppen vor der Sonne und dem Regen schützt. Als ich hochblicke schrecke ich zurück und springe einen Meter nach hinten, da ich plötzlich einen halben Meter vor mir auf dem Balken einen Affen entdecke. Auf jedem Fall geht es dem dösenden Affen genau gleich. Er erschrickt ebenfalls und fällt fast vom Balken.

Unterwegs zum Mt. Popa halten wir noch auf einer Farm, welche Öl und Schnaps herstellt. Auf diesem Foto werden Nüsse gepresst um Öl zu gewinnen.


der Schnaps wird aus Kokosnüssen gewonnen 

Dazu werden die Kokosnüsse in kleinere Stücke geschnitten. Als ich dieses Mädchen sah mit dem Messer auf der Kokosnuss rumhacken blieb mir der Atem stehen (ihre Mutter sass neben ihr und verrichtete die gleiche Arbeit) - aber ich war dann doch sehr erstaunt wie Zielsicher dieses Kleinkind die Kokosnüsse zerkleinerte (auch wenn es viel länger dauert wie bei ihrer Mutter)
Es sind übrigens andere Kokusnüsse als die uns bekannten. Diese haben eine viel weichere Schale und ein anderes Fruchtfleisch.

Alles was auf diesem Bild zu sehen ist wurde aus Palmen hergestellt.
Die stützen des Daches sind Stämme, für das Dach wurden Blätter verwendet, die Hocker sind ebenfalls Stämme und die Sitzpolster und Hüte werden ebenfalls mit Blättern hergestellt.

Mt. Popa




Die Aussicht von der Spitze des Mt. Popa aus

Superman ...




Ich kann es nicht sein lassen einem der Affen eine Banane zu füttern. Kaum hole ich die Banane aus dem Rucksack fixiert mich der Affe und geht auf mich zu - etwas gestresst werfe ich ihm die Banane dann hin ;-)

Wie der Affe die Banane mit grossen Bissen herunter schlingt ist eine Nummer für sich.



Den 23. und 24. Juni sind wir wieder mit unserem Fahrrad in Bagan unterwegs und erkunden die zahlreichen Monumente. Die Highlights sind für mich die etwas versteckten Pagoden, welche nur über einen mühsamen Sandweg zu erreichen sind und wo wir auch jeweils die einzigen Touristen sind. Mit einer Taschenlampe erkunden wir jeweils das innere der Pagoden und zum Teil erblicken wir plötzlich irgendwo einen kleinen Eingang wo man über eine Treppe auf die Plattformen der Pagoden gelangt. Zum Teil sind diese Durchgänge extrem niedrig, so dass man tief geduckt die Treppe rauf muss. Bei ein, zwei Pagoden war es sogar Möglich von der ersten Plattform aus über einen weiteren kleinen Aufgang noch weiter nach oben zu steigen. Ich komme mir vor wie Indiana Jones – ich liebe es diese Bauten zu erkunden.


Mein Pagodenexpeditionskamerad Mäsi

Über zwei Plattformen erklimmen wir diese Pagode. Suche mich! Ich befinde mich links oben unterhalb der kleinen Kuppel ...


Hier noch in gross


Eine weitere Pagode


Beim erklimmen einer Pagode. Nur ohne Rucksack und äusserst mühsam können wir uns durch diesen kleinen Durchgang zwingen.

Erst mal oben angelangt haben wir eine geniale Aussicht über Bagan



Einige Pagoden sind durch ein Gittertor zugeschlossen und bei einigen von diesen lässt sich der Schlüsselmeister auffinden, der das Tor aufschliesst und uns die Pagode zeigt.


Im Innern der Pagoden hat es bessere und schlechtere erhaltene Wandmalereien , welche hunderte von Jahre alt sind.


Wandmalerei im Innern einer Pagode


Der Schlüsselmeister der uns zum Tee einlädt will meine 500 (60 Rappen) Kyat Trinkgeld nicht annehmen obwohl sein Monatslohn gerade mal 60 US$ beträgt. Er sagt er lud uns als Freunde zum Tee ein und nicht weil er Geld will.

Der Schlüsselmeister führt uns noch vor wie die Fütterung seiner Haustiere abläuft.






Am letzten Abend treffen wir per Zufall nach dem Abendessen drei Jungs die ein wenig jünger sind als ich und mittels zwei Gitarren diverse Songs zum Besten geben. Sobald sie sehen, dass wir uns auf sie zu bewegen bringen sie uns Stühle und bieten uns ein kühles Bier an.
Zwischen den Songs unterhalten wir uns jeweils mit den drei angetrunkenen Jungs. Es ist sehr bewegend wie sie über das Leben und ihr Land sprechen. Einer sagt: „Wir leben für das Leben und das Essen“ – Diese Menschen hier haben 1000 Mal mehr Sorgen als wir und legen trotzdem eine solche Lebensfreude und Herzlichkeit an den Tag wie ich es bis jetzt noch nirgends erlebt habe.
Man merkt auch hier, dass ihre ganze Hoffnung auf eine bessere Zukunft in Aung San Suu Kyi steckt. Sie sei ihre grosse Liebe, ihr Herz und ihre Hoffnung auf eine bessere Zukunft.



Ich will euch nicht enthalten wie das ganze geklingt hat. Die birmanische Sprache klingt gesungen sehr emotional und extrem schön...  
(Mitten im Video hört man nur noch den Ton und sieht kein Bild - das muss so sein - hab das iPhone in der Hosentasche verstaut und das Video versehentlich oder im Nachhinein zum Glück nicht gestoppt)




Am letzen Tag besichtigen wir noch eine der bekanntesten Pagoden von Bagan. Die Shwezigon Pagode

Am Abend des 24. mache ich mich per Bus Richtung Yangoon auf wo meine Reise nach Myanmar begonnen hat und leider auch enden wird.

1 Kommentar:

  1. Andy, ich war sehr erstaunt, als ich die Jungs mit den Gitarren gesehen habe. Diese Art von Musik ist der unseren, westlichen/abendländischen Musik ja sehr nah! Ein Song hat mich sehr stark an einen wunderschönen Song der Band "America" erinnert: "the last unichorn".. So jetzt schaue ich mir die Eröffnungsfeier der Olympiade an!
    LG
    Reti

    AntwortenLöschen

!!! Wichtig !!!
Kommentar schreiben als: --> Falls du keinen der genannten Accounts hast wähle Name/URL und gebe deinen Namen an. URL kannst du leer lassen.