Sonntag, 8. Juli 2012

Mandalay - Die Stadt der Könige


Am Sonntag, dem 10. Juni, treffe ich früh morgens um 4.00 Uhr in Mandalay ein. Ich bin jetzt doch schon anderthalb Monate unterwegs und mit der Zeit habe ich begonnen um jeden Dollar zu „fighten“. Das ist keine Frage des Geldes wegen, sondern des Prinzips! Aber das macht das Ganze auch immer wieder spannend. Ein Dollar ist übrigens ungefähr ein Schweizer Franken.
So auch wenn es um den 10 km lange Fahrt vom Busterminal in die Stadt geht. Bei den Taxifahrern kann ich den Preis von anfänglich 6000 Kyat (7 US$) auf den halben feilschen. Doch weil mir der Busfahrer gesagt hat, dass die Fahrt 2000 Kyat kostet kämpfe ich weiter. Ganz nach dem Motto: „Ich lass mich nicht abzocken“. Siehe da – plötzlich kommt einer und sagt 2000 Kyat geht in Ordnung!
Jedoch bin ich dann doch ein wenig erstaunt als er meinen Rucksack bei einem Roller zwischen sich und die Lenkstange klemmt. Er drückt mir denn Helm in die Hände und sagt: „Los geht’s“.
Naja auch das will ich mal erlebt haben. Nachdem wir es dann geschafft haben beim Hotel den Portier durch das Gitter aus dem Schlaf zu holen bekomme ich ein Zimmer und leg mich erst einmal hin.

In Mandalay fällt einem die Orientierung sehr einfach, da die statt von den Britten geplant wurde und alle Strassen rechteckig zueinander verlaufen und die Strassennamen von Nord nach Süd und von Ost nach West durchnummeriert sind.
In der Mitte der Stadt befindet sich die zwei auf zwei Kilometer grosse Anlage des Königspalasts. Die Mauern der Anlage werden von einem 150 Meter breiten Wassergraben flankiert. 1885 wurde der Palast an die Britten übergeben, nachdem diese die Kontrolle über Myanmar übernommen hatten. Der Palast wurde zum Sitz ihrer Kolonialverwaltung und diente als Militärhauptquartier.
1945 wurde der Palast komplett zerstört, nachdem die Japaner Myanmar drei Jahre besetzt hatten. In der Anlage wurde das Hauptquartier der Japaner vermutet weshalb diese von der britischen Artillerie beschossen wurde.

Am späten Morgen miete ich mir dann also ein Fahrrad um die Stadt zu erkunden. Als erstes fahre ich Richtung Mandalay Hill von wo aus man eine schöne Aussicht über die Stadt haben soll. Beim Aufstieg mittels der 1‘000 Stufen komme ich doch ganz schön ins Schwitzen – es ist jedoch auch üppig heiss.
Anschliessend sehe ich mir diverse Pagoden an. Da es danach schon fast 17 Uhr ist bin ich zu spät um auch noch den Königspalast zu besichtigen.

Die Treppen zum Mandalay Hill werden von zwei gigantischen Löwen bewacht



beim Aufstieg hat es immer wieder Plattformen mit kleineren und grösseren Pagoden
Am Inle Lake habe ich mir einen Longyi, den traditionellen birmanischen Rock auch für Männer, gekauft. Super angenehm zum Tragen und kommt erst noch extrem gut an bei den Einheimischen.
Einfach das Fahrradfahren war nicht ganz einfach am Anfang.


Die Aussicht über Mandalay vom Mandalay Hill aus. Gut zu erkennen der Wassergraben welchen den Königspalast umgibt

Der klassische Schminktisch einer Birmesin. Auf das Stück Holz wird Wasser geleert und dann mit einem Stein gerieben bis das Make-Up zum Auftragen fertig ist. 


Diese Buddha Statue besteht aus einem Stück Marmor und wiegt 500Tonnen

Das spezielle an diesem Tempel ist, dass in den 729 kleinen weissen Tempeln  sich jeweils eine Marmortafel befindet auf welchen zusammen die gesamte Buddhistische Lehre niedergeschrieben ist. Wer hier täglich 8 Stunden lesen würde hätte nach 450 Tagen alle Tafeln gelesen.

Eine der sportlichen Freizeitbeschäftigungen, wohl die beliebteste, ist das Jonglieren mit diesem "speziellen Ball".



Für den Abend habe ich mir vorgenommen die bekannteste und anscheinend beste Marionettenshow in Myanmar anzusehen. Marionetten und derer Shows haben hier zu Lande eine lange Tradition. Da diese jedoch erst um 20.30 Uhr anfängt und ich mich bereits in der Nähe befinde, vertreibe ich mir die Zeit mit Tee trinken, Lesen und was essen.

Marionettenshow: Zeitweise wird der Vorhang hochgezogen, damit man die Akteure sehen kann

Ich muss hier noch anmerken, dass mein Zimmer einen Fernseher hat und die EURO Spiele übertragen werden. YEAHHH!!! Das erste Spiel fängt bei mir um 22.30 und das zweite um 1.15 Uhr an. Das erste schaue ich mir jeweils an, beim zweiten schlafe ich meistens ein.

Am nächsten Tag will ich zuerst einmal Dollar in Kyat wechseln. Auf der Bank sagen sie mir, dass sie meinen Schein nicht akzeptieren können, da er zwei kleine Stempel drauf hat. Der Nette angestellte von der Bank gibt mir dann eine Adresse und sagt ich solle doch auf dem Schwarzmarkt wechseln. Dann mache ich das doch. Dieser Schwarzmarkt entpuppt sich als eine Art Reisebüro für Einheimische. Nach mehrmaligem drehen akzeptieren sie meinen Schein und geben mir pro Dollar 820 Kyat, anstatt wie auf der Bank 840. Daumen hoch!

Unterwegs im modernen Teil der Stadt

Als Buddhist gilt es als eine gute Tat bei den Pagoden Blattgold zu kaufen und damit eine Buddha Statue zu tapezieren. Nach der Geldwechsel Aktion will ich mir ansehen, wo dieses Blattgold gemacht wird.



5 Stunden am Tag schlagen die Goldschläger auf das Gold ein um es so dünn zu haben, dass es als Blattgold verkauft werden kann (100 Blätter wiegen 1 Gramm). Jeweils eine Stunde arbeiten, eine Stunde Pause. Der Hammer wiegt drei Kilo und die Meisten sind mit 45 Arbeitsunfähig. Trotzdem ist dieser Beruf sehr beliebt, da er einem Religiösen Zweck dient.

Das Gold wird in verschiedenen Schritten zu Blattgold geschlagen. Ein Goldblatt wird ca. 8 Stunden bearbeitet. Es werden jedoch mehrere Schichten Gold miteinander geschlagen.


Anschliessend sehe ich mir den Königspalast an. Viel zu sehen gibt es allerdings nicht. Es ist eh nur das Zentrum mit dem wieder aufgebauten Holzpalast zugänglich. Der Rest der Anlage ist militärisches Gebiet und für Touristen gesperrt.

Aussichtsturm im Königspalast Areal.  Da der König Intrigen befürchtete verliess er seinen Palast fast nie - dieser Turm diente ihm als einzige Möglichkeit über die Mauern zu sehen.


So entsteht eine Marmorfigur


Die Teppiche zum Meditieren sind in Zonen aufgeteilt. Frauen dürfen nur den hintersten Teil betreten, Männer den mittleren und männliche Mönche den Vordersten. Die vorderen Bereiche sind mit "Ladies not  allowed" angeschrieben.
Ganz vorne befindet sich übrigens eine goldige Buddha Statue


Danach fahre ich an den Ayeyarwaddy. Dieser ist der längste Fluss Myanmar’s und fliesst fast durch das ganze Land. Ich geniesse die Atmosphäre und zum Sonnenuntergang gönne ich mir ein kühles, offenes Bier und was zu Essen in einem Restaurant direkt am Fluss.



Beim "Sunset Point"
Für mich typisch Myanmar: Ein Hirte der seine Kühe durch die Strasse treibt, Frauen die auf dem Weg an den Fluss sind um die Kleider zu waschen und kleine Jungs die ihre Drachen steigen lassen.


Am Ufer des Ayeyarwaddy

Für den 13. Juni miete ich mir ein Motorrad. Da ich es aber als zu Gefährlich erachte hier selbst zu fahren miete ich mir den Fahrer auch gleich dazu. Auf dem Plan stehen die drei umliegenden Städte und alten Königreiche Sagaing, Inwa (Ava) und Amrapura zu besuchen. Die Könige haben früher immer wieder ihre Residenzen gewechselt um Intrigen abzuwenden. Deshalb befinden sich in all diesen drei Städten weniger gut bis schlecht erhaltene Paläste und Pagoden.
Am Ende des Tages machen wir uns auf nach Amrapura. Dort steht seit über 160 Jahren die 1,2 km lange „U Bein“ Holzbrücke. Als ich bei der Brücke ankomme bin ich zuerst ziemlich enttäuscht, da ich die Brücke bisher nur auf Bildern gesehen habe die bei perfekten Lichtverhältnissen aufgenommen wurden. Zudem sind auch einige der Holzpfeiler mit wüsten Betonpfeilern ersetzt worden. Ich hoffte die Brücke bei einem schönen Sonnenuntergang geniessen zu können – doch auch damit wird nichts da es bewölkt ist und sich die Sonne hinter den Wolken von diesem Tag verabschiedet.
Nachdem ich diese anfängliche Enttäuschung überwunden habe geniesse ich einfach die Atmosphäre. Es ist spannend dem Treiben auf und neben der Brücke zuzusehen.


Als erstes sehen wir uns an wie Puppen gemacht werden. Auf jeden Fall wird jedem Detail Beachtung geschenkt.


In Sagaing besteige ich einen Berg von welchem aus ich eine schöne Übersicht über die Umgebung habe. Natürlich hat es auch mehrere Pagoden auf diesem Berg.

wie Ameisen beladen die Arbeiter Korbweise das Schiff mit Kies

Tempel in Inwa (Ava)



so werde ich auf der Insel Inwa herum chauffiert. Mit Komfort hat das allerdings nichts zu tun, da die "Strassen" extreme Schlaglöcher haben

es lässt sich nur noch erahnen wie gigantisch das Königreich von Inwa einmal gewesen sein muss

Kinder beim Plantschen im Ayeyarwaddy rund um die U Bein Brücke

So sieht es aus wenn der Longyi zu Fussballshorts umfunktioniert wird

ich will euch natürlich nicht enthalten wie das von Hinten aussieht

Fischerboote und die U Bein Brücke im Hintergrund



auf der U Bein Brücke



Nach drei Tagen mit dem „Eingänger“ mit dem unbequemen Sattel und der eintägigen Motorradtour ist mein Allerwertester froh, am nächsten Tag nicht auf ein Zweirad steigen zu müssen.

Ursprünglich dachte ich, dass ich am nächsten Morgen früh um 2.30 Uhr mit dem Bus Richtung Hsipaw (Sipah gesprochen) weiterfahre und deshalb habe ich am Morgen vor der Motorradtour ausgechecked. Ich habe die Dame noch mehrmals gefragt ob der Bus morgens um 2.30 Uhr abfährt als ich das Ticket gekauft habe. Obwohl sie quasi kein Englisch sprach, habe ich dem „Nicken“ auf meine Frage vertraut.
Als ich nach der Tour mit den Jungs von der Rezeption spreche sagen sie es ist nicht möglich, dass ich um 2.30 AM einen Bus nach Hsipaw habe. Ich muss dann auch feststellen, dass der Bus um 2.30 PM, also 14.30 Uhr, losfährt. So checke ich dann also nochmals für eine Nacht im Hotel ein. Ich bekomme wieder das gleiche Zimmer und das gute an dem ganzen ist, dass das Zimmer in Zwischenzeit gereinigt ist.


Einsatz für die Infrastruktur (Zitat aus: Stefan Loose, Myanmar, 2012)
Nach Jahrzehnte währender Isolation wollte die Militärs ihr Land auf das „Visit Myanmar Year 1996“ vorbereiten, das bis zu 300‘000 Touristen und vor allem Devisen ins Land bringen sollten. Ohne den massiven Ausbau der Infrastruktur wäre die Regierung gar nicht in der Lage gewesen, die erwünschten Besucherscharen unterzubringen oder zu transportieren. So wurden auch beim Bau von Flughäfen, Strassen, Brücken oder Eisenbahnlinien Zwangsarbeiter eingesetzt. Allein 120‘000 Menschen sollten zum „freiwilligen Arbeitseinsatz“ am Bau der 180 km langen Eisenbahnstrasse von Ye nach Dawei herangezogen worden sein. Mehrere Hundert sollen das aufgrund von Krankheit, Erschöpfung, Arbeitsunfällen oder Repressalien der Bewacher nicht überlebt haben. Ebenfalls in die internationale Kritik geriet der Bau der „Yadane Gas Pipeline“, die von der französischen Ölgesellschaft „Unocal“ und dem amerikanischen Konzern „Total“ teilweise mit Zwangsarbeit durch den Dschungel des Mon-Staates nach Thailand geschlagen worden ist.

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