Am Sonntag, dem 10. Juni, treffe ich früh morgens um 4.00 Uhr
in Mandalay ein. Ich bin jetzt doch schon anderthalb Monate unterwegs und mit der
Zeit habe ich begonnen um jeden Dollar zu „fighten“. Das ist keine Frage des
Geldes wegen, sondern des Prinzips! Aber das macht das Ganze auch immer wieder
spannend. Ein Dollar ist übrigens ungefähr ein Schweizer Franken.
So auch wenn es um den 10 km lange Fahrt vom Busterminal in
die Stadt geht. Bei den Taxifahrern kann ich den Preis von anfänglich 6000 Kyat
(7 US$) auf den halben feilschen. Doch weil mir der Busfahrer gesagt hat, dass
die Fahrt 2000 Kyat kostet kämpfe ich weiter. Ganz nach dem Motto: „Ich lass
mich nicht abzocken“. Siehe da – plötzlich kommt einer und sagt 2000 Kyat geht
in Ordnung!
Jedoch bin ich dann doch ein wenig erstaunt als er meinen
Rucksack bei einem Roller zwischen sich und die Lenkstange klemmt. Er drückt
mir denn Helm in die Hände und sagt: „Los geht’s“.
Naja auch das will ich mal erlebt haben. Nachdem wir es dann
geschafft haben beim Hotel den Portier durch das Gitter aus dem Schlaf zu holen
bekomme ich ein Zimmer und leg mich erst einmal hin.
In Mandalay fällt einem die Orientierung sehr einfach, da
die statt von den Britten geplant wurde und alle Strassen rechteckig zueinander
verlaufen und die Strassennamen von Nord nach Süd und von Ost nach West
durchnummeriert sind.
In der Mitte der Stadt befindet sich die zwei auf zwei Kilometer
grosse Anlage des Königspalasts. Die Mauern der Anlage werden von einem 150
Meter breiten Wassergraben flankiert. 1885 wurde der Palast an die Britten
übergeben, nachdem diese die Kontrolle über Myanmar übernommen hatten. Der
Palast wurde zum Sitz ihrer Kolonialverwaltung und diente als
Militärhauptquartier.
1945 wurde der Palast komplett zerstört, nachdem die Japaner
Myanmar drei Jahre besetzt hatten. In der Anlage wurde das Hauptquartier der
Japaner vermutet weshalb diese von der britischen Artillerie beschossen wurde.
Am späten Morgen miete ich mir dann also ein Fahrrad um die
Stadt zu erkunden. Als erstes fahre ich Richtung Mandalay Hill von wo aus man
eine schöne Aussicht über die Stadt haben soll. Beim Aufstieg mittels der 1‘000
Stufen komme ich doch ganz schön ins Schwitzen – es ist jedoch auch üppig
heiss.
Anschliessend sehe ich mir diverse Pagoden an. Da es danach
schon fast 17 Uhr ist bin ich zu spät um auch noch den Königspalast zu besichtigen.
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Die Treppen zum Mandalay Hill werden von zwei gigantischen Löwen bewacht |
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beim Aufstieg hat es immer wieder Plattformen mit kleineren und grösseren Pagoden Am Inle Lake habe ich mir einen Longyi, den traditionellen birmanischen Rock auch für Männer, gekauft. Super angenehm zum Tragen und kommt erst noch extrem gut an bei den Einheimischen. Einfach das Fahrradfahren war nicht ganz einfach am Anfang. |
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Die Aussicht über Mandalay vom Mandalay Hill aus. Gut zu erkennen der Wassergraben welchen den Königspalast umgibt |
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Der klassische Schminktisch einer Birmesin. Auf das Stück Holz wird Wasser geleert und dann mit einem Stein gerieben bis das Make-Up zum Auftragen fertig ist. |
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Diese Buddha Statue besteht aus einem Stück Marmor und wiegt 500Tonnen |
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Das spezielle an diesem Tempel ist, dass in den 729 kleinen weissen Tempeln sich jeweils eine Marmortafel befindet auf welchen zusammen die gesamte Buddhistische Lehre niedergeschrieben ist. Wer hier täglich 8 Stunden lesen würde hätte nach 450 Tagen alle Tafeln gelesen. |
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Eine der sportlichen Freizeitbeschäftigungen, wohl die beliebteste, ist das Jonglieren mit diesem "speziellen Ball". |
Für den Abend habe ich mir vorgenommen die bekannteste und
anscheinend beste Marionettenshow in Myanmar anzusehen. Marionetten und derer
Shows haben hier zu Lande eine lange Tradition. Da diese jedoch erst um 20.30 Uhr
anfängt und ich mich bereits in der Nähe befinde, vertreibe ich mir die Zeit
mit Tee trinken, Lesen und was essen.
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Marionettenshow: Zeitweise wird der Vorhang hochgezogen, damit man die Akteure sehen kann |
Ich muss hier noch anmerken, dass mein Zimmer einen
Fernseher hat und die EURO Spiele übertragen werden. YEAHHH!!! Das erste Spiel
fängt bei mir um 22.30 und das zweite um 1.15 Uhr an. Das erste schaue ich mir
jeweils an, beim zweiten schlafe ich meistens ein.
Am nächsten Tag will ich zuerst einmal Dollar in Kyat
wechseln. Auf der Bank sagen sie mir, dass sie meinen Schein nicht akzeptieren
können, da er zwei kleine Stempel drauf hat. Der Nette angestellte von der Bank
gibt mir dann eine Adresse und sagt ich solle doch auf dem Schwarzmarkt
wechseln. Dann mache ich das doch. Dieser Schwarzmarkt entpuppt sich als eine
Art Reisebüro für Einheimische. Nach mehrmaligem drehen akzeptieren sie meinen
Schein und geben mir pro Dollar 820 Kyat, anstatt wie auf der Bank 840. Daumen
hoch!
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Unterwegs im modernen Teil der Stadt |
Als Buddhist gilt es als eine gute Tat bei den Pagoden
Blattgold zu kaufen und damit eine Buddha Statue zu tapezieren. Nach der
Geldwechsel Aktion will ich mir ansehen, wo dieses Blattgold gemacht wird.
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5 Stunden am Tag schlagen die Goldschläger auf das Gold ein um es so dünn zu haben, dass es als Blattgold verkauft werden kann (100 Blätter wiegen 1 Gramm). Jeweils eine Stunde arbeiten, eine Stunde Pause. Der Hammer wiegt drei Kilo und die Meisten sind mit 45 Arbeitsunfähig. Trotzdem ist dieser Beruf sehr beliebt, da er einem Religiösen Zweck dient. |
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Das Gold wird in verschiedenen Schritten zu Blattgold geschlagen. Ein Goldblatt wird ca. 8 Stunden bearbeitet. Es werden jedoch mehrere Schichten Gold miteinander geschlagen. |
Anschliessend sehe ich mir den Königspalast an. Viel zu sehen
gibt es allerdings nicht. Es ist eh nur das Zentrum mit dem wieder aufgebauten
Holzpalast zugänglich. Der Rest der Anlage ist militärisches Gebiet und für
Touristen gesperrt.
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Aussichtsturm im Königspalast Areal. Da der König Intrigen befürchtete verliess er seinen Palast fast nie - dieser Turm diente ihm als einzige Möglichkeit über die Mauern zu sehen. |
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So entsteht eine Marmorfigur |
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Die Teppiche zum Meditieren sind in Zonen aufgeteilt. Frauen dürfen nur den hintersten Teil betreten, Männer den mittleren und männliche Mönche den Vordersten. Die vorderen Bereiche sind mit "Ladies not allowed" angeschrieben. Ganz vorne befindet sich übrigens eine goldige Buddha Statue |
Danach fahre ich an den Ayeyarwaddy. Dieser ist der längste
Fluss Myanmar’s und fliesst fast durch das ganze Land. Ich geniesse die
Atmosphäre und zum Sonnenuntergang gönne ich mir ein kühles, offenes Bier und
was zu Essen in einem Restaurant direkt am Fluss.
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Beim "Sunset Point" Für mich typisch Myanmar: Ein Hirte der seine Kühe durch die Strasse treibt, Frauen die auf dem Weg an den Fluss sind um die Kleider zu waschen und kleine Jungs die ihre Drachen steigen lassen. |
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Am Ufer des Ayeyarwaddy |
Für den 13. Juni miete ich mir ein Motorrad. Da ich es aber
als zu Gefährlich erachte hier selbst zu fahren miete ich mir den Fahrer auch
gleich dazu. Auf dem Plan stehen die drei umliegenden Städte und alten
Königreiche Sagaing, Inwa (Ava) und Amrapura zu besuchen. Die Könige haben
früher immer wieder ihre Residenzen gewechselt um Intrigen abzuwenden. Deshalb
befinden sich in all diesen drei Städten weniger gut bis schlecht erhaltene
Paläste und Pagoden.
Am Ende des Tages machen wir uns auf nach Amrapura. Dort steht
seit über 160 Jahren die 1,2 km lange „U Bein“ Holzbrücke. Als ich bei der
Brücke ankomme bin ich zuerst ziemlich enttäuscht, da ich die Brücke bisher nur
auf Bildern gesehen habe die bei perfekten Lichtverhältnissen aufgenommen
wurden. Zudem sind auch einige der Holzpfeiler mit wüsten Betonpfeilern ersetzt
worden. Ich hoffte die Brücke bei einem schönen Sonnenuntergang geniessen zu
können – doch auch damit wird nichts da es bewölkt ist und sich die Sonne
hinter den Wolken von diesem Tag verabschiedet.
Nachdem ich diese anfängliche Enttäuschung überwunden habe
geniesse ich einfach die Atmosphäre. Es ist spannend dem Treiben auf und neben
der Brücke zuzusehen.
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Als erstes sehen wir uns an wie Puppen gemacht werden. Auf jeden Fall wird jedem Detail Beachtung geschenkt. |
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In Sagaing besteige ich einen Berg von welchem aus ich eine schöne Übersicht über die Umgebung habe. Natürlich hat es auch mehrere Pagoden auf diesem Berg. |
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wie Ameisen beladen die Arbeiter Korbweise das Schiff mit Kies |
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Tempel in Inwa (Ava) |
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so werde ich auf der Insel Inwa herum chauffiert. Mit Komfort hat das allerdings nichts zu tun, da die "Strassen" extreme Schlaglöcher haben |
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es lässt sich nur noch erahnen wie gigantisch das Königreich von Inwa einmal gewesen sein muss |
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Kinder beim Plantschen im Ayeyarwaddy rund um die U Bein Brücke |
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So sieht es aus wenn der Longyi zu Fussballshorts umfunktioniert wird |
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ich will euch natürlich nicht enthalten wie das von Hinten aussieht |
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Fischerboote und die U Bein Brücke im Hintergrund |
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auf der U Bein Brücke |
Nach drei Tagen mit dem „Eingänger“ mit dem unbequemen
Sattel und der eintägigen Motorradtour ist mein Allerwertester froh, am
nächsten Tag nicht auf ein Zweirad steigen zu müssen.
Ursprünglich dachte ich, dass ich am nächsten Morgen früh um
2.30 Uhr mit dem Bus Richtung Hsipaw (Sipah gesprochen) weiterfahre und deshalb
habe ich am Morgen vor der Motorradtour ausgechecked. Ich habe die Dame noch
mehrmals gefragt ob der Bus morgens um 2.30 Uhr abfährt als ich das Ticket
gekauft habe. Obwohl sie quasi kein Englisch sprach, habe ich dem „Nicken“ auf
meine Frage vertraut.
Als ich nach der Tour mit den Jungs von der Rezeption
spreche sagen sie es ist nicht möglich, dass ich um 2.30 AM einen Bus nach
Hsipaw habe. Ich muss dann auch feststellen, dass der Bus um 2.30 PM, also
14.30 Uhr, losfährt. So checke ich dann also nochmals für eine Nacht im Hotel
ein. Ich bekomme wieder das gleiche Zimmer und das gute an dem ganzen ist, dass
das Zimmer in Zwischenzeit gereinigt ist.
Einsatz für die
Infrastruktur (Zitat aus: Stefan Loose, Myanmar, 2012)
Nach Jahrzehnte währender Isolation wollte die Militärs ihr
Land auf das „Visit Myanmar Year 1996“ vorbereiten, das bis zu 300‘000
Touristen und vor allem Devisen ins Land bringen sollten. Ohne den massiven
Ausbau der Infrastruktur wäre die Regierung gar nicht in der Lage gewesen, die
erwünschten Besucherscharen unterzubringen oder zu transportieren. So wurden
auch beim Bau von Flughäfen, Strassen, Brücken oder Eisenbahnlinien
Zwangsarbeiter eingesetzt. Allein 120‘000 Menschen sollten zum „freiwilligen
Arbeitseinsatz“ am Bau der 180 km langen Eisenbahnstrasse von Ye nach Dawei
herangezogen worden sein. Mehrere Hundert sollen das aufgrund von Krankheit,
Erschöpfung, Arbeitsunfällen oder Repressalien der Bewacher nicht überlebt
haben. Ebenfalls in die internationale Kritik geriet der Bau der „Yadane Gas
Pipeline“, die von der französischen Ölgesellschaft „Unocal“ und dem amerikanischen
Konzern „Total“ teilweise mit Zwangsarbeit durch den Dschungel des Mon-Staates
nach Thailand geschlagen worden ist.
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