Samstag, 12. Mai 2012

Dem bengalischen Tiger auf der Spur

Ein grosser Wunsch von mir ist einmal eine Raubkatze in freier Wildbahn zu Gesicht zu bekommen. Im „Bandhavgarh National Park“ besteht dafür die beste Chance weil der Park der etwa 3 mal so gross ist wie die Schweiz für die grösste „Tigerdichte“ Weltweit bekannt ist.
Der Park grenzt an zwei weitere Nationalparks. Das ganze Gebiet ist ca. 10 Mal so gross wie die Schweiz (400 km2). Der aktuelle Tigerbestand im Bandhavgarh National Park beträgt 65. 
Bandhavarh National Park

In Indien waren Tiger früher allgegenwertig – doch durch die gnadenlose Jagd haben sich die Bestände drastisch verringert. Jedem Körperteil eines Tigers, von den Zähnen bis zum Penis, wird eine heilende Wirkung nachgesagt und so kann ein Tiger bis zu 10‘000 US$ einbringen. 1930 wurde der Tigerbestand auf 40‘000 Exemplare geschätzt, 1972 auf noch 1800 Exemplare. Aktueller bestand 1400. Sie fielen dem Verlust des Lebensraums, kriminellen Wilderer und korrupten Beamten und Unternehmern zum Opfer. Das „Project Tiger“ versucht die Ausrottung des Tigers zu stoppen indem unter anderem 27 Schutzgebiete angelegt wurden um den Tiger und die anderen Tiere die dort leben zu schützen. Noch immer nimmt der Tigerbestand jährlich um 1% ab. Alles in allem eine traurige Geschichte doch es bleibt zu hoffen, dass die Ausrottung dieses fantastischen Tieres gestoppt werden kann.

Per Zug mache ich mich also in das ca. 850 km südlich gelegene Tala auf. Nach 17 Stunden Fahrt im Zug steht noch eine einstündige Busfahrt vor mir. Diese entpuppt sich als wahre Erlebnisfahrt. Der Bus kommt erst ins Rollen als er von Passagieren angestossen wird und als wir dann mal fahren können komme ich schnell mit einheimischen ins Gespräch. Diese sind von meiner kleinen Nikon Kamera völlig hin und hergerissen so dass sie sich damit immer wieder selber fotografieren wollen. Ich nehme die grosse Spiegelreflexkamera gar nicht erst hervor ;-) Bei einem Zwischenstopp werde ich zu einem Fanta eingeladen. Es ist immer wieder spannend, dass an nicht touristischen Orten weisse Menschen immer noch etwas sehr spezielles sind und die Neugier riesig ist. Ich hatte schon viele lustige Unterhaltungen – sei es jetzt auf Englisch oder mit Händen und Füssen.
"Cockpit" des Busfahrers. Er sitzt links, da man in Indien ja bekanntlich auf der linken Seite fährt.

In dem kleinen Dorf Tala angekommen quartiere ich mich dann in einer Budgetunterkunft ein. Schnell ist klar, dass ich der einzige „nicht indische“ Tourist bin.
Eines frühen Morgens vor meinem Zimmer (links) mit gemütlichem Balkon

Das Zimmer war auch schnell eingerichtet. Noch während der ersten Nacht wird mir klar. Das Moskitonetz muss montiert werden!

Bei den Jeepsafaris die man hier buchen kann ist es so, dass pro Jeep maximum 6 Personen mitfahren können. Der Preis wird pro Jeep bezahlt und so muss ich die Kosten von ca. 70 SFr. für die am nächsten Morgen anstehende Safari selbst berappen. Am späten Nachmittag trifft zu meinem Glück ein spanisches Paar ein – Freundschaft ist schnell geschlossen und da sie auch auf die Morgensafari wollen sind wir nun zu Dritt, welche sich die Kosten teilen können.
Um 6 Uhr am nächsten Morgen geht es los mit der Safari. In dem Park gibt es noch unzählige andere Tiere wie Leoparden, etliche Vogelarten, Huftiere, Wildkatzen (also der vorfahre unserer Hauskatze). 
Der Park ist auch für mehrere hundert verschiedenen Arten von Vögel  bekannt.

Adler

Falke
Vogel der gerade ein Insekt frisst.
Tigerfussspuren waren schnell gesichtet – doch wo ist das Tier das diese Abdrücke hinterlässt?!? Es ist ein unbeschreibliches Gefühl wenn man die riesen Pfotenabdrücke sieht und weiss, dass hinter jedem Busch ein Tiger stecken kann. Nach ungefähr anderthalb Stunden sichten wir dann einen schlafenden Tiger. Doch da er ziemlich weit vom Jeep entfernt ist und perfekt für diese Umgebung getarnt ist, ist es schwierig das Tier als Ganzes zu sehen. Das ganze erinnerte mich an „Wo ist Walther???“

Findet ihr Walter? Hmm, Sorry den Tiger?

Naja ziemlich enttäuscht fahren wir zurück in unsere Unterkunft. Zu unserem Glück treffen am Nachmittag noch zwei Briten und ein Australier ein. Diese wollen natürlich auch auf die Safari und so können wir die Kosten schon durch 6 teilen. Die Story des nächsten Tages ist schnell erzählt – eine Morgen- und eine Nachmittagssafari – kein Tiger in Sicht!

Zum Park gibt es vier verschiedene Tore. Beim Tala Gate sollen die Chancen einen Tiger zu sehen am besten sein – doch der Eintritt ist dort ca. 20 SFr. teurer und bis in 10 Tagen ist der Zugang zum Park durch dieses Tor durch „VIPs“ ausgebucht. Die Chancen stehen schlecht ohne Bestechungsgeld an einen eventuell freiwerdenden Platz zu kommen. Doch durch mehrere Telefonate und durch den Einfluss von mehreren Personen die wir zur Seite hatten konnten wir uns für die Safari am nächsten Morgen einen Platz beim Tala Gate sichern. Respektive haben wir das erst am Morgen um halb 6 definitiv gewusst als die Tore für den Park geöffnet wurden…
Dieses Mal haben wir uns einen Jeepfahrer und Guide mit mehr Erfahrung organisiert. Dies stellt sich später als entscheidend heraus.
Nach ca. einstündiger fahrt hält der Jeep, da der Guide bemerkt hat, dass diverse Tiere Warnrufe von sich geben und sich alle Affen auf die Bäume zurückziehen. Aufgrund der Warnrufe und der Blickrichtung der in den Bäumen befindenden Affen sagt der Guide dem Fahrer wo wir genau warten müssen. Es ist spannend mitzuerleben wie sich die unterschiedlichen Tiergattungen untereinander vor der drohenden Gefahr warnen. Und dann … plötzlich taucht ca. 8 Meter vor uns in dem Gebüsch ein Leopard auf. Es sind fünf unbeschreibliche Sekunden die von der Sichtung des Tieres bis es wieder verschwindet, da es unseren Jeep wahrnahm, vergehen. Leoparden gelten als äussert scheu und sind kaum zu Sichten. Unser Guide ist täglich zweimal für mehrere Stunden im Park und das war der dritte Leopard den er dieses Jahr sah. Er freute sich genau so wie wir über die Sichtung eines Leoparden-hätten wir eine Flasche Champagner dabei gehabt hätten wir sie jetzt aufgemacht. Er erklärte uns dann auch, dass die Affen so übermässig nervös waren weil Leoparden sehr gut auf Bäume Klettern können und extrem Clevere Jäger sind.
Hier ein Foto des Leoparden. Nein nein, das ist eine normale Raubkatze (vorfahre unserer Hauskatze). Nicht gemerkt?
Hier das Foto des Leoparden. Der Leopard hat für ca. zwei Sekunden direkt unseren Jeep angestarrt. Ganz ausser mir vergesse ich abzudrücken.

Kurz darauf erzählt uns der Guide, dass die BBC aktuell eine Tigerdokumentation dreht und der Fahrer des BBC Jeeps ein guter Kollege von ihm ist und das vier Tiger (Mutter und drei Junge) unterwegs Richtung „Weg“ sind auf der sich der Jeep bewegen darf. Somit war auch klar was das vorangegangene Telefon zu bedeuten hatte. Wir machten uns also schnellstmöglich auf den Weg…
Ein unbeschreiblicher Anblick offenbart sich als wir an der genannten stelle ankommen. Unser Jeep, zwei Meter Ufer, zwei Meter Bach, ein Meter Ufer, drei junge Tiger die im Gebüsch liegen und schlafen. Es lief mir Kalt den Rücken ab als ich die drei Tiger sehe die man am liebsten „knuddeln“ möchte. Die Mutter ist nicht zu sichten das sie auf Erkundungstour ist. Als kurz darauf drei Elefanten auftauchen werden die drei kleinen Tiger ganz Ohr und richten sich auf um zu sehen wer da kommt. Das ist der Zeitpunkte für super Fotos und eine unbeschreibliche Erinnerung.
zwei der drei Tigerbabies

Sofort erkennbar ist auch dass die Tiger in freier Wildbahn viel schöner aussehen als jedes Exemplar das ich in Gefangenschaft gesehen habe.

Die BBC Dokumentation der hier entsteht wird irgendwann im Fernseher zu sehen sein.

Eine halbe Stunde später müssen wir uns wieder auf den Weg „zum Tor“ machen, da der Jeep nur bis um halb 10 im Park sein darf…

Tiere diverser Arten haben mein grösstes Interesse und nach diesem Erlebnis werfe ich meine ursprünglichen Pläne am nächsten Tag weiter Richtung Südwestküste zu Reisen über Bord. Anstatt nach Goa und von dort nach Kerala zu Reisen habe ich mich entschlossen drei weitere Nächte hier zu bleiben und danach Richtung Westen in einen weiteren Nationalpark zu gehen indem die letzte Löwenpopulation in Asien lebt. Auf diesen Park aufmerksam wurde ich durch das englischsprechende Trio aus England und Australien. Und als ich noch ihre Fotos gesehen habe bin ich von meinem Entschluss nicht mehr abzubringen.
Inzwischen schreiben wir Freitag, den 11. Mai.

Inzwischen schreiben wir Freitag, den 11. Mai. An diesem Morgen mache ich mich zur 6. und wahrscheinlich letzten Safari auf. Die Tour ist noch vor dem Eingang zum Park auf dem Höhepunkt. Auf der anderen Seite der Strasse zum Tor des Parks ist ein männlicher Tiger am Wasser trinken. Danach setzt er sich hin und schaut gemütlich in unsere Richtung. Ein sagenhafter Anblick. 
Ein wunderbares Tier, nicht?

Auf der Tour an sich ist die Sichtung eines Schakals dann auch der Höhepunkt… 
Schakal


 Es folgen noch ein paar weitere Schnappschüsse:
Die beiden Hunde des Besitzers meiner Unterkunft hatte vor einiger Zeit Junge bekommen.
Wir sind ganz Ohr? Könnte es nicht doch sein, dass Mickey Mouse eine Kreuzung dieser Hirschgattung und einer Maus ist.

Was machst du so den ganzen Tag? Ich hänge rum und beobachte Touristen!

Auch das Klettern muss gelernt sein.

2 Kommentare:

  1. Hoi Andy. Wir liegen soeben im Bett und lesen deine letzten Blog-Einträge.. Spannend, wir haben das Gefühl auch ein bisschen dabei zu sein! Den Tiger haben wir nicht gefunden..?? Isi hat in deiner Auslegeordnung die Apotheke gesucht;-). Machst du jeden morgen eine Mat-Kontrolle? LG aus dem verregneten und kalten Aarau I+R+L+L

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  2. Hallo zaeme!

    Der Tiger ist zimlich zentral in der Mitte des Bildes. Mann sieht nur den schwarz-weiss gestreiften Bauch.

    Ja wenn ich laenger irgendwo bleibe lege ich jeweils alles auf dem Bett aus... Such mal in einem grossen Rucksack etwas x-beliebiges. Da raeumst du lieber alles aus.

    Hinter dem Necessaire ist sie - geoffnet. Um den Insektenstift war ich total froh im National Park. Der ist genial. Ausser den Elektrolyth Pulver habe ich zum Glueck noch nichts gebraucht. Und auch dieses eher als Vorbeugung.

    Liebe Gruesse

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