Ein grosser Wunsch von mir ist einmal eine Raubkatze in
freier Wildbahn zu Gesicht zu bekommen. Im „Bandhavgarh National Park“ besteht
dafür die beste Chance weil der Park der etwa 3 mal so gross ist wie die
Schweiz für die grösste „Tigerdichte“ Weltweit bekannt ist.
Der Park grenzt an zwei weitere Nationalparks. Das ganze
Gebiet ist ca. 10 Mal so gross wie die Schweiz (400 km2). Der
aktuelle Tigerbestand im Bandhavgarh National Park beträgt 65.
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Bandhavarh National Park |
In Indien
waren Tiger früher allgegenwertig – doch durch die gnadenlose Jagd haben sich
die Bestände drastisch verringert. Jedem Körperteil eines Tigers, von den
Zähnen bis zum Penis, wird eine heilende Wirkung nachgesagt und so kann ein
Tiger bis zu 10‘000 US$ einbringen. 1930 wurde der Tigerbestand auf 40‘000
Exemplare geschätzt, 1972 auf noch 1800 Exemplare. Aktueller bestand 1400. Sie
fielen dem Verlust des Lebensraums, kriminellen Wilderer und korrupten Beamten
und Unternehmern zum Opfer. Das „Project Tiger“ versucht die Ausrottung des
Tigers zu stoppen indem unter anderem 27 Schutzgebiete angelegt wurden um den
Tiger und die anderen Tiere die dort leben zu schützen. Noch immer nimmt der
Tigerbestand jährlich um 1% ab. Alles in allem eine traurige Geschichte doch es
bleibt zu hoffen, dass die Ausrottung dieses fantastischen Tieres gestoppt
werden kann.
Per Zug mache ich mich also in das ca. 850 km südlich
gelegene Tala auf. Nach 17 Stunden Fahrt im Zug steht noch eine einstündige
Busfahrt vor mir. Diese entpuppt sich als wahre Erlebnisfahrt. Der Bus kommt
erst ins Rollen als er von Passagieren angestossen wird und als wir dann mal
fahren können komme ich schnell mit einheimischen ins Gespräch. Diese sind von
meiner kleinen Nikon Kamera völlig hin und hergerissen so dass sie sich damit
immer wieder selber fotografieren wollen. Ich nehme die grosse
Spiegelreflexkamera gar nicht erst hervor ;-) Bei einem Zwischenstopp werde ich
zu einem Fanta eingeladen. Es ist immer wieder spannend, dass an nicht
touristischen Orten weisse Menschen immer noch etwas sehr spezielles sind und
die Neugier riesig ist. Ich hatte schon viele lustige Unterhaltungen – sei es
jetzt auf Englisch oder mit Händen und Füssen.
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"Cockpit" des Busfahrers. Er sitzt links, da man in Indien ja bekanntlich auf der linken Seite fährt. |
In dem kleinen Dorf Tala angekommen quartiere ich mich dann
in einer Budgetunterkunft ein. Schnell ist klar, dass ich der einzige „nicht
indische“ Tourist bin.
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Eines frühen Morgens vor meinem Zimmer (links) mit gemütlichem Balkon |
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Das Zimmer war auch schnell eingerichtet. Noch während der ersten Nacht wird mir klar. Das Moskitonetz muss montiert werden! |
Bei den Jeepsafaris die man hier buchen kann ist es so,
dass pro Jeep maximum 6 Personen mitfahren können. Der Preis wird pro Jeep
bezahlt und so muss ich die Kosten von ca. 70 SFr. für die am nächsten Morgen
anstehende Safari selbst berappen. Am späten Nachmittag trifft zu meinem Glück
ein spanisches Paar ein – Freundschaft ist schnell geschlossen und da sie auch
auf die Morgensafari wollen sind wir nun zu Dritt, welche sich die Kosten
teilen können.
Um 6 Uhr am nächsten Morgen geht es los mit der Safari. In
dem Park gibt es noch unzählige andere Tiere wie Leoparden, etliche Vogelarten,
Huftiere, Wildkatzen (also der vorfahre unserer Hauskatze).
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Der Park ist auch für mehrere hundert verschiedenen Arten von Vögel bekannt. |
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Adler |
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Falke |
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Vogel der gerade ein Insekt frisst. |
Tigerfussspuren
waren schnell gesichtet – doch wo ist das Tier das diese Abdrücke
hinterlässt?!? Es ist ein unbeschreibliches Gefühl wenn man die riesen
Pfotenabdrücke sieht und weiss, dass hinter jedem Busch ein Tiger stecken kann.
Nach ungefähr anderthalb Stunden sichten wir dann einen schlafenden Tiger. Doch
da er ziemlich weit vom Jeep entfernt ist und perfekt für diese Umgebung
getarnt ist, ist es schwierig das Tier als Ganzes zu sehen. Das ganze erinnerte
mich an „Wo ist Walther???“
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Findet ihr Walter? Hmm, Sorry den Tiger? |
Naja ziemlich enttäuscht fahren wir zurück in unsere
Unterkunft. Zu unserem Glück treffen am Nachmittag noch zwei Briten und ein Australier
ein. Diese wollen natürlich auch auf die Safari und so können wir die Kosten
schon durch 6 teilen. Die Story des nächsten Tages ist schnell erzählt – eine
Morgen- und eine Nachmittagssafari – kein Tiger in Sicht!
Zum Park gibt es vier verschiedene Tore. Beim Tala Gate sollen
die Chancen einen Tiger zu sehen am besten sein – doch der Eintritt ist dort
ca. 20 SFr. teurer und bis in 10 Tagen ist der Zugang zum Park durch dieses Tor
durch „VIPs“ ausgebucht. Die Chancen stehen schlecht ohne Bestechungsgeld an
einen eventuell freiwerdenden Platz zu kommen. Doch durch mehrere Telefonate
und durch den Einfluss von mehreren Personen die wir zur Seite hatten konnten
wir uns für die Safari am nächsten Morgen einen Platz beim Tala Gate sichern.
Respektive haben wir das erst am Morgen um halb 6 definitiv gewusst als die
Tore für den Park geöffnet wurden…
Dieses Mal haben wir uns einen Jeepfahrer und Guide mit mehr
Erfahrung organisiert. Dies stellt sich später als entscheidend heraus.
Nach ca. einstündiger fahrt hält der Jeep, da der Guide
bemerkt hat, dass diverse Tiere Warnrufe von sich geben und sich alle Affen auf
die Bäume zurückziehen. Aufgrund der Warnrufe und der Blickrichtung der in den
Bäumen befindenden Affen sagt der Guide dem Fahrer wo wir genau warten müssen.
Es ist spannend mitzuerleben wie sich die unterschiedlichen Tiergattungen
untereinander vor der drohenden Gefahr warnen. Und dann … plötzlich taucht ca.
8 Meter vor uns in dem Gebüsch ein Leopard auf. Es sind fünf unbeschreibliche
Sekunden die von der Sichtung des Tieres bis es wieder verschwindet, da es
unseren Jeep wahrnahm, vergehen. Leoparden gelten als äussert scheu und sind
kaum zu Sichten. Unser Guide ist täglich zweimal für mehrere Stunden im Park
und das war der dritte Leopard den er dieses Jahr sah. Er freute sich genau so
wie wir über die Sichtung eines Leoparden-hätten wir eine Flasche Champagner
dabei gehabt hätten wir sie jetzt aufgemacht. Er erklärte uns dann auch, dass
die Affen so übermässig nervös waren weil Leoparden sehr gut auf Bäume Klettern
können und extrem Clevere Jäger sind.
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Hier ein Foto des Leoparden. Nein nein, das ist eine normale Raubkatze (vorfahre unserer Hauskatze). Nicht gemerkt?
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Hier das Foto des Leoparden. Der Leopard hat für ca. zwei Sekunden direkt unseren Jeep angestarrt. Ganz ausser mir vergesse ich abzudrücken. |
Kurz darauf erzählt uns der Guide, dass die BBC aktuell eine
Tigerdokumentation dreht und der Fahrer des BBC Jeeps ein guter Kollege von ihm
ist und das vier Tiger (Mutter und drei Junge) unterwegs Richtung „Weg“ sind
auf der sich der Jeep bewegen darf. Somit war auch klar was das vorangegangene
Telefon zu bedeuten hatte. Wir machten uns also schnellstmöglich auf den Weg…
Ein unbeschreiblicher Anblick offenbart sich als wir an der
genannten stelle ankommen. Unser Jeep, zwei Meter Ufer, zwei Meter Bach, ein
Meter Ufer, drei junge Tiger die im Gebüsch liegen und schlafen. Es lief mir
Kalt den Rücken ab als ich die drei Tiger sehe die man am liebsten „knuddeln“ möchte.
Die Mutter ist nicht zu sichten das sie auf Erkundungstour ist. Als kurz darauf
drei Elefanten auftauchen werden die drei kleinen Tiger ganz Ohr und richten
sich auf um zu sehen wer da kommt. Das ist der Zeitpunkte für super Fotos und
eine unbeschreibliche Erinnerung.
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zwei der drei Tigerbabies |
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Sofort erkennbar ist auch dass die Tiger in freier Wildbahn viel schöner aussehen als jedes Exemplar das ich in Gefangenschaft gesehen habe. |
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Die BBC Dokumentation der hier entsteht wird irgendwann im Fernseher zu sehen sein. |
Eine halbe Stunde später müssen wir uns wieder auf den Weg
„zum Tor“ machen, da der Jeep nur bis um halb 10 im Park sein darf…
Tiere diverser Arten haben mein grösstes Interesse und nach
diesem Erlebnis werfe ich meine ursprünglichen Pläne am nächsten Tag weiter
Richtung Südwestküste zu Reisen über Bord. Anstatt nach Goa und von dort nach
Kerala zu Reisen habe ich mich entschlossen drei weitere Nächte hier zu bleiben
und danach Richtung Westen in einen weiteren Nationalpark zu gehen indem die letzte
Löwenpopulation in Asien lebt. Auf diesen Park aufmerksam wurde ich durch das
englischsprechende Trio aus England und Australien. Und als ich noch ihre Fotos
gesehen habe bin ich von meinem Entschluss nicht mehr abzubringen.
Inzwischen schreiben wir Freitag, den 11. Mai.
Inzwischen
schreiben wir Freitag, den 11. Mai. An diesem Morgen mache ich mich zur 6. und wahrscheinlich
letzten Safari auf. Die Tour ist noch vor dem Eingang zum Park auf dem
Höhepunkt. Auf der anderen Seite der Strasse zum Tor des Parks ist ein
männlicher Tiger am Wasser trinken. Danach setzt er sich hin und schaut
gemütlich in unsere Richtung. Ein sagenhafter Anblick.
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Ein wunderbares Tier, nicht? |
Auf der Tour an sich ist
die Sichtung eines Schakals dann auch der Höhepunkt…
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Schakal |
Es folgen noch ein paar weitere Schnappschüsse:
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Die beiden Hunde des Besitzers meiner Unterkunft hatte vor einiger Zeit Junge bekommen. |
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Wir sind ganz Ohr? Könnte es nicht doch sein, dass Mickey Mouse eine Kreuzung dieser Hirschgattung und einer Maus ist. |
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Was machst du so den ganzen Tag? Ich hänge rum und beobachte Touristen! |
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Auch das Klettern muss gelernt sein. |
Hoi Andy. Wir liegen soeben im Bett und lesen deine letzten Blog-Einträge.. Spannend, wir haben das Gefühl auch ein bisschen dabei zu sein! Den Tiger haben wir nicht gefunden..?? Isi hat in deiner Auslegeordnung die Apotheke gesucht;-). Machst du jeden morgen eine Mat-Kontrolle? LG aus dem verregneten und kalten Aarau I+R+L+L
AntwortenLöschenHallo zaeme!
AntwortenLöschenDer Tiger ist zimlich zentral in der Mitte des Bildes. Mann sieht nur den schwarz-weiss gestreiften Bauch.
Ja wenn ich laenger irgendwo bleibe lege ich jeweils alles auf dem Bett aus... Such mal in einem grossen Rucksack etwas x-beliebiges. Da raeumst du lieber alles aus.
Hinter dem Necessaire ist sie - geoffnet. Um den Insektenstift war ich total froh im National Park. Der ist genial. Ausser den Elektrolyth Pulver habe ich zum Glueck noch nichts gebraucht. Und auch dieses eher als Vorbeugung.
Liebe Gruesse