Ich habe mich auf kein anders Land so intensiv vorbereitet
wie auf Myanmar. Über Myanmars Geschichte, die Kultur und die aktuelle
Situation wollte ich Bescheid wissen bevor ich dieses Land bereise dessen
Geschichte und aktuelle Situation nie einfach war und für eine weitere
unbestimmte Zeit sein wird. Dementsprechend war auch die riesig.
Bis vor zwei Jahren habe ich noch nicht einmal gewusst wo
Myanmar (Birma) genau liegt. Manu, ein inzwischen guter Freund den ich im
Spanischunterricht kennen gelernt habe, erzählte mir eines Abends im Spanisch,
dass er nach Birma wolle weil man dort noch das ursprüngliche Südostasien zu
Gesicht bekommt. Ab diesem Zeitpunkt zog mich dieses Land in seinen Bann.
Als Tourist darf man mit Visa für 28 Tage dieses Land
bereisen, das ungefähr zweimal so gross ist wie Deutschland. Um das Visa
bestmöglich auszunützen reise ich am 1. Juni über Bangkok ein und am 27. fliege
ich zurück nach Bangkok.
Myanmar, Birma oder Burma?
1989 änderte die Regierung die offizielle Bezeichnung des
Landes in „Union of Myanmar“ um. Die alte Bezeichnung Burma stammt aus der
britischen Kolonialzeit und bezieht sich auf die Volksgruppe der Birmanen. Die
deutsche Bezeichnung für Burma ist Birma - die deutsche Aussprache des
englischen Burma ist sprachlich vollkommen falsch.
Offiziell gibt es 135 anerkannte Volksgruppen die in acht
Hauptgruppen unterteilt werden und damit ist Birma eines der ethnisch
vielfältigsten Länder Südostasiens.
Geschichte –das
wichtigste in Kürze (Quelle: Stefan Loose, Myanmar)
Bevor die Britten 1886 Birma zum dritten Mal den Krieg
erklärten und das Land seine Souveränität verlor und offiziell zu einer Provinz
der Kolonie Britisch-Indien degradiert wurde herrschten jeweils verschiedene
Könige von verschiedenen Volksgruppen über unterschiedliche Teile des heutigen
Birmas.
Durch Massenhinrichtungen und brutale Übergriffe auf die
Zivilbevölkerung gelang es den Britten Birma unter ihre Kontrolle zu bringen.
1938 nahm die radikale Thaik-Gruppe Kontakt mit der
japanischen Militärregierung auf, die im Zuge ihrer aggressiven
Expansionspolitik im Juli 1937 China überfallen hatten. Kurz darauf flohen 30
Mitstreiter, welche die Macht in Birma an sich reissen wollten, über China nach
Japan. Die „dreissig Kameraden“ gingen in die birmanische Geschichte ein –
einer von ihnen war Aung San.
Mit dem Überfall auf Pearl Harbour im Dezember 1941 begann
ein rasanter Feldzug der japanischen Armee in Südostasien. Mitte Februar besetzten
ihre Truppen Singapur und Anfang März viel Java in ihre Hände. Von Thailand aus
landeten Anfangs 1942 die ersten Soldaten in Niederbirma. Auf ihrer Seite
kämpfe General Aung San mit seiner neu formatierten Burma Indepencence Army
(BIA). Es gelang die Armeen Grossbritanniens und seiner chinesischen und
US-amerikanischen Alliierten zurückzudrängen. Als Befreier gefeiert, entpuppten
sich die Japaner bald als arrogante Besatzer, die selbst die britischen Kolonialherren
in den Schatten stellten.
1944 nahm General Aung San mit den Alliierten Kontakt auf
und mit derer Hilfe gelang es die Japaner aus dem Land zu drängen.
Aung San wollte danach das Land so schnell wie möglich in
die Unabhängigkeit führen. Das Land war jedoch sehr zerrissen. Verschiedene
Volksgruppen forderten einen unabhängigen Staat. Dass Aung San viele Feinde
hatte zeigte sich spätestens im Juli 1947. Eine Gruppe bewaffneter Männer
überfiel eine Sitzung des Verfassungskomitees und erschoss den 32-jährigen und
sechs weiteren Komiteemitglieder.
Thakin Nu, ein Mitstreiter Aung Sans, übernahm noch am
selben Tag die Führung und am 24. September wurde die Verfassung verabschiedet.
Die junge Demokratie stand bald vor grossen Problemen. Als
die Regierung abdankte übernahm Gereral Ne Win, bis zu Neuwahlen, die Führung
um die im Land mittlerweile 20 Rebellenarmeen und deren Aufstände
niederzuschlagen. Im März 1962 riss General Ne Win durch einen Militärputsch
überraschend die Macht komplett an sich. Kurz darauf verkündete er den
„Birmanischen Weg zum Sozialismus“. Führende Politiker warf er ins Gefängnis,
hunderte Studenten wurden nach Protestaktionen inhaftiert. Ausländische Firmen
wurden des Landes verwiesen und alle Betriebe verstaatlicht. Alle anderen
Parteien wurden verboten und aussenpolitisch führte Ne Win Birma in die
absolute Isolation. In den folgenden Jahren wurden Aufstände wurde auf
brutalste Weise unterdrückt.
Immer mehr schlitterte das Land ins ökonomische Desaster.
1987 auf dem Tiefpunkt angelangt, musste Birma bei der Uno den Status eines
„Least Developed Country“ beantragen um an günstige Kredite heranzukommen und
Schuldenerlasse zu erhalten. Als der von der Glückszahl Neun besessene Ne Win
über Nacht alle 25-, 35- und 75-Kyat-Banknoten – vier Fünftel des im Umlauf
befindlichen Geldes – für ungültig erklärte und dafür 45- und 90-Kyat-Noten
einführte verloren viele Menschen ihr erspartes.
1988 kam es zu Massendemonstrationen und Streiks legten das
Land lahm. Die Ne Win-Diktatur zögerte nicht auf die Demonstranten schiessen zu
lassen. Tausende kamen dabei ums Leben. Auch in den Folgetagen kamen viele ums Leben
oder verschwanden im Gefängnis.
Wenige Tage zuvor war an der Shwedagon-Pagode eine Frau
bekannt geworden, die zur Leitfigur der sich formierenden Demokratiebewegung
werden sollte: Aung San Suu Kyi, die Tochter von General Aung San.
Im September 1988 kam es zu einem Machtwechsel innerhalb des
Militärs. Gleichzeitig gründete Aung San Suu Kyi die National League for
Democracy (NLD). Weiterhin starben Demonstranten im Kugelhagel der Soldaten,
tausende von Studenten flüchteten über die Grenzen in die Nachbarländer.
Oppositionelle wie Aung San Suu Kyi wurden unter Hausarrest gestellt. Immerhin
kam es im Mai 1990 zu den ersten Parlamentswahlen seit 30 Jahren. Die NLD
gewann 392 von 485 Sitzen – jedoch wurde das Wahlergebnis von der Militärjunta
nicht anerkannt.
Um auch am eindrucksvollen Wirtschafsboom in Südostasien
teilhaben zu können bedurfte es politische Stabilität und eine vernünftige
Infrastruktur. Erreicht wurde letzteres durch Zwangsarbeit. Hunderttausende
Menschen wurden gezwungen sich an den Bauprojekten zu beteiligen. Politische
Stabilität versuchte die Militärjunta zu erreichen indem jegliche Opposition im
Keim erstickt und gegen politische Gegner hart vorgegangen wurde.
In der von der Karen National Union (KNU) kontrollierten
Gebieten an der thai-birmanischen kommt es nach wie vor zu brutalsten
Übergriffen gegen die einheimische Bevölkerung. Erzwungene Trägerdienste,
systematische Vergewaltigung und Vertreibung gehören zu den Mitteln der Gewalt.
Zwischen 1 und 2 Mio. Menschen wurden vertrieben, über 150‘000 flohen nach
Thailand.
In der jüngsten Geschichte wurde 2007 ein Aufstand
demonstrierender Mönche auf brutalste Weise niedergeschlagen, welche auf die
Strasse gegangen sind um gegen die Willkür der Junta zu demonstrieren.
Als am 1. Mai 2008 der Zyklon Nargis mit bis zu 215 km/h
über das Ayeyarwady-Delta und Yangon hinwegfegte und neben verheerender
Zerstörung 138‘000 Menschenleben forderte, verhinderte das Militär aus Angst an
Kontrollverlust in den betroffenen Gebieten ein stärkeres Engagement ausländischer
Hilfsorganisationen.
Anfangs dieses Jahrs zeichnete sich jedoch eine Besserung
der Lage in Birma ab. Mit den Karen wurden Friedensverträge abgeschlossen und
somit einer der längsten Bürgerkriege beendet. Zudem fanden Wahlen statt bei
denen Aung San Suu Kyi und ihre NLD einen überwältigenden Sieg feierten. Die
Partei sicherte sich fast alle frei gewordenen Sitze doch insgesamt Betrachtet
sind dies nur 7%. Dies führte dazu, dass diverse Länder ihr Handelsembargo
aufhoben. Diese Wahlen haben noch nicht viel verändert doch ist es ein grosser
Schritt in die richtige Richtung.
Myanmar gehört zu den ärmsten Ländern Südostasiens, ja
rangiert sogar weltweit weit hinten, und das trotzdem dass das Land Reich an
natürlichen Ressourcen ist.
Hey Andy
AntwortenLöschenEcht super spannend was du alles verzellsch! Macht Spass das z lesa! :-) Wünscha diar/eu a guati Ziit in Thailand!
LG Carla
Hallo Andy
AntwortenLöschenBeeindruckend, was du schon über dieses geheimnisvolle Myanmar geschrieben und veröffentlicht hast. Unglaublich, diese prunkvollen Goldbauten. Was das Make up anbetrifft, bleibe ich aber doch lieber bei Lancôme.
Ich freue mich auf die weiteren Berichte.
Ganz vielen Dank.
Lieber Gruss
Mam